neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

10.10.2011 | Medizin


Demenz oft zu spät erkannt

Bei rund drei Vier­tel der ins­ge­samt 26 Mil­lio­nen Men­schen, die an Demenz lei­den, ist die Erkran­kung bis­her nicht dia­gnos­ti­ziert wor­den. Zu die­sem Ergeb­nis kom­men For­scher des Lon­do­ner King’s Col­lege. In indus­tria­li­sier­ten Län­dern liegt die Erken­nungs­quote zwi­schen 20 und 50 Pro­zent. Die Regie­run­gen soll­ten „jetzt Geld aus­ge­ben, um spä­ter zu spa­ren“, heißt es in dem Bericht.
APA


Cer­vix­kar­zi­nom: Spi­rale schützt

Frauen, die die Spi­rale als Ver­hü­tungs­mit­tel benut­zen, haben ein halb so gro­ßes Risiko, an Gebär­mut­ter­hals­krebs zu erkran­ken. Das ergab eine epi­de­mio­lo­gi­sche Ana­lyse von zehn Stu­dien zum Cer­vix­kar­zi­nom und 16 Stu­dien zu HPV an 20.000 Frauen. Die Spi­rale hat bereits im ers­ten Jahr, nach­dem sie in den Ute­rus ein­ge­setzt wurde, eine Schutz­wir­kung, die auch noch nach einem Jahr­zehnt anhält.
APA/​Lancet Oncology/​JNCI

Tumor-auf­lö­sen­des Virus erfolgreich

Für die Onkolyse haben US-ame­ri­ka­ni­sche For­scher Vac­ci­nia-Viren mit der Erb­an­lage für die Pro­duk­tion des Gra­nu­lo­zy­ten-Makro­pha­gen Kolo­nie-sti­mu­lie­ren­den Fak­tors (GM-CSF) aus­ge­stat­tet und in Krebs­zel­len ein­ge­schleust. Bei 23 Pati­en­ten mit fort­ge­schrit­te­nen Tumor-Erkran­kun­gen zeigte sich eine Dosis-abhän­gige Infil­tra­tion in Tumo­ren und Meta­sta­sen.
APA/​Nature


Osteo­zy­ten kon­trol­lie­ren eige­nen Abbau

Osteo­zy­ten, die zehn­mal mehr des Pro­te­ins RANKL pro­du­zie­ren als bei­spiels­weise Oste­oblas­ten, kon­trol­lie­ren haupt­säch­lich den Kno­chen­ab­bau. Sie sind somit die Haupt­pro­du­zen­ten des Pro­te­ins, das die Aus­rei­fung von Osteo­klas­ten bewirkt. RANKL wird außer­dem auch von Oste­oblas­ten, bestimm­ten Kno­chen­mark­zel­len und Lym­pho­zy­ten pro­du­ziert.
APA/​Nature Medicine

Vater­schaft senkt Testosteronspiegel

Väter von Neu­ge­bo­re­nen haben deut­lich weni­ger Tes­to­ste­ron im Blut als vor der Geburt des Kin­des. Das zeigt eine Lang­zeit­stu­die der US-ame­ri­ka­ni­schen Nor­thwes­tern Uni­ver­si­tät in Evan­s­ton (Illi­nois), im Rah­men derer Män­ner auf den Phil­ip­pi­nen zwi­schen 2005 und 2009 unter­sucht wur­den. Je höher der Tes­to­ste­ron­spie­gel der Män­ner zu Beginn der Unter­su­chung war, desto höher war auch die Wahr­schein­lich­keit, erst spä­ter Vater zu wer­den. Tes­to­ste­ron könnte laut den Stu­di­en­au­toren tat­säch­lich eine Rolle bei der erfolg­rei­chen Part­ner­su­che spie­len. Wäh­rend des Stu­di­en­zeit­raums ging ein Drit­tel der Män­ner eine feste Part­ner­schaft ein und bekam Nach­wuchs. Sobald das Kind da war, sank der Tes­to­ste­ron­spie­gel sehr viel stär­ker als bei Sin­gles. Väter von Neu­ge­bo­re­nen zeig­ten einen grö­ße­ren, vor­über­ge­hen­den Abfall des Tes­to­ste­ron­werts im Ver­gleich zu den Vätern, deren jüngs­tes Kind schon älter als ein Monat war. Wie Stu­di­en­lei­ter Chris­to­pher Kuzawa erklärt, war vor der Stu­die nicht klar, ob die Vater­schaft das Tes­to­ste­ron unter­drückt oder ob Män­ner mit einem nied­ri­gen Tes­to­ste­ron­wert eher Nach­wuchs bekom­men als andere.
APA/​Proceedings

Schad­stoffe erhö­hen Krankheitsrisiko

Mit jeder Erhö­hung der Schad­stoff­be­las­tung um zehn Mikro­gramm pro Kubik­me­ter im PM10-Wert steigt die Belas­tung der Bevöl­ke­rung infolge der dadurch beding­ten Krank­hei­ten, wie die CAFE-Stu­die, eine euro­päi­sche Meta-Stu­die, zeigt. „Es gibt auch viele Todes­fälle. Der Anstieg ist nicht dra­ma­tisch, aber da die Luft­ver­schmut­zung die gesamte Bevöl­ke­rung trifft, wirkt sich das trotz­dem in erheb­li­chen Zah­len aus“, so Tor­ben Sigs­gaard von der Abtei­lung für Sozial- und Arbeits­me­di­zin der däni­schen Uni­ver­si­tät Aar­hus. Beim PM10-Wert geht man davon aus, dass Par­ti­kel unter einem Mikro­me­ter zu 100 Pro­zent in die Bron­chien gelan­gen; Par­ti­kel, die grö­ßer als 15 Mikro­me­ter sind, hin­ge­gen nicht. Sigs­gaard zu den Ursa­chen der Luft­ver­schmut­zung: „Der Mensch trägt haupt­säch­lich durch Ver­bren­nung für Hei­zung und Trans­port dazu bei.“ Wäh­rend der Olym­pi­schen Som­mer­spiele in Peking etwa, als Indus­trie­be­triebe „abge­schal­tet“ wur­den, muss­ten in den Spi­tä­lern dra­ma­tisch weni­ger Pati­en­ten wegen schwe­rer Asthma-Pro­bleme ver­sorgt wer­den.
APA

Gene­ti­sche Risi­ko­fak­to­ren für Insult entdeckt

Das Inter­na­tio­nale CHARGE-Kon­sor­tium (Con­sor­tium Cohorts for Heart and Aging Rese­arch in Geno­mic Epi­de­mio­logy) hat fünf neue Gen-Orte, die mit athero­skl­ero­ti­schen Ver­än­de­run­gen der Caro­tis asso­zi­iert sind, ent­deckt. Dazu wur­den im Rah­men einer Genom-wei­ten Asso­zia­ti­ons­stu­die mit Hilfe von DNA-Chips die gene­ti­schen Daten von mehr als 31.000 Per­so­nen ana­ly­siert. Auf dem Chro­mo­som acht wur­den zwei, auf dem Chro­mo­som 19 eine Gen-Region iden­ti­fi­ziert, die mit der Intima Media-Dicke der Caro­tis in Zusam­men­hang ste­hen. Zwei Gen-Orte auf den Chro­mo­so­men vier und sie­ben sind mit dem Risiko für das Auf­tre­ten von athero­skl­ero­ti­schen Plaques ver­knüpft. Lang­fris­tig sol­len die Ergeb­nisse neue Per­spek­ti­ven für die Prä­ven­tion und The­ra­pie von Herz­er­kran­kun­gen und Schlag­an­fall eröff­nen.
APA/​Nature Genetics


Neue The­ra­pie­form bei Eisenmangel

Die Kor­rek­tur des Eisen­man­gels bei Pati­en­ten mit chro­nisch ent­zünd­li­chen Darm­er­kran­kun­gen gelingt wesent­lich bes­ser, wenn Eisen in kür­ze­rer Zeit in höhe­ren Dosen zuge­führt wird. Das zeigt eine Stu­die der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien, wobei die Wir­kung der Stan­dard­be­hand­lung mit Eisen­s­ac­cha­rose mit einem neuen ver­ein­fach­ten Dosie­rungs­schema bei der Gabe eines neuen Medi­ka­ments mit dem Wirk­stoff Eisen­car­boxy­mal­tose ver­gli­chen wurde. Unter­sucht wur­den 485 Pati­en­ten aus 14 Län­dern, die wegen chro­ni­schen Blu­tun­gen im Magen-Darm-Trakt an Anämie und Eisen­man­gel lit­ten. Wäh­rend bis­her durch­schnitt­lich zehn Infu­sio­nen mit einer Dauer von je einer Stunde not­wen­dig waren, kann die Behand­lungs­zeit auf drei­mal 15 Minu­ten ver­kürzt wer­den. Dazu erklärt einer der Stu­di­en­au­toren, Univ. Prof. Chris­toph Gasche vom Wie­ner AKH: „Das bedeu­tet weni­ger Spi­tal­be­su­che – damit gerin­gere Kos­ten und eine höhere Lebens­qua­li­tät. Das wird die Form der Behand­lung welt­weit ändern.“
APA/​Gastroenterology

22 neue Gen­va­ri­an­ten bei Hypertonie

Ein inter­na­tio­na­les For­scher­kon­sor­tium, an dem sich 346 Wis­sen­schaf­ter von 200 Insti­tu­tio­nen betei­ligt haben, hat 22 neue Gen­va­ri­an­ten ent­deckt, die zu Blut­hoch­druck bei­tra­gen. Dazu wur­den Daten von mehr als 200.000 Men­schen aus Europa ver­gli­chen und ana­ly­siert. Einige der neu ent­deck­ten Risi­ko­fak­to­ren waren schon von ande­ren Krank­hei­ten bekannt. So tra­gen zwei Gen­mu­ta­tio­nen, die auch Hämochro­ma­tose aus­lö­sen, zu Hyper­to­nie bei. Dar­über hin­aus sind die­sel­ben Gen­va­ri­an­ten, die bei Euro­pä­ern für hohen Blut­druck sor­gen, oft auch bei Afri­ka­nern und Asia­ten zu fin­den. Je mehr Vari­an­ten ein Mensch hat, umso grö­ßer ist laut den For­schern das Risiko für Hyper­to­nie.
APA/​Nature/​Nature Genetics

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 19 /​10.19.2011