HbA1c: Neuer Referenzstandard

10.11.2011 | Medizin


Eine neue Referenzierung der HbA1c-Bestimmung nach internationalem Standard wird von der Österreichischen Diabetes Gesellschaft sowie der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie gemeinsam empfohlen. Dies soll zu einer besseren internationalen Vergleichbarkeit der Analysewerte führen.
Von Corina Petschacher

Der Anteil des glykierten Hämoglobins im Blut ist der Aussage-kräftigste Messwert für die Qualität der Blutzuckereinstellung eines Patienten bezogen auf die letzten acht bis zwölf Wochen. Seit Veröffentlichung der sogenannten DCCT-Studie (Diabetes Control and Complication Trial) ist die Messung einer bestimmten Subfraktion des glykierten Hämoglobins, des HbA1c-Werts, Standard im Diabetes-Management. Bisher waren die HbA1c-Werte allerdings nur bedingt miteinander vergleichbar, weil es kein internationales standardisiertes Referenzmaterial für glykiertes Hämoglobin gab. Das bedeutet, dass Testsysteme bisher nicht immer die reine HbA1c-Fraktion gemessen haben. Daher waren die einzelnen Werte zwischen verschiedenen Laboratorien nur bedingt vergleichbar.

Mit dem Ziel, eine Verbesserung der generellen Vergleichbarkeit der Resultate sowie eine bessere internationale Standardisierung zu erhalten, wurde 1995 von der International Federation for Clinical Chemistry (IFCC) eine internationale Arbeitsgruppe gebildet. Diese hat in den letzten Jahre ein Verfahren zur Ermittlung des „wahren“ HbA1c-Werts entwickelt, der mittlerweile von der IFCC als offizielle Referenzmethode gewählt wurde. Herstellern wird empfohlen, die Geräte mit der IFCC-Methode zu referenzieren. Diese Empfehlung wird in Österreich zusammen von der Österreichischen Diabetes Gesellschaft sowie von der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie getragen.

„Diese Empfehlung wird bereits weltweit teilweise umgesetzt – so auch in Österreich und in anderen Ländern Europas. Mit 1. Jänner 2012 sollten alle HbA1c-Bestimmungen auf Basis dieses Standards durchgeführt werden“, erklärt Univ. Doz. Alexander Haushofer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie.

Die Vorteile gegenüber den bisherigen Verfahren: eine optimierte Vergleichbarkeit zwischen den Methoden und Laboratorien sowie eine spezifische Erfassung der HbA1c-Fraktion. Dadurch ergibt sich für den Patienten und den Arzt der Vorteil, dass man die HbA1c-Werte unabhängig von der verwendeten Methode direkt miteinander vergleichen kann.

Die Bestimmung des HbA1c sollte in Österreich von Spitälern, niedergelassenen Ärzten und medizinischen Laboratorien nur noch mit Geräten, die nach dem neuen Standard kalibriert sind, erfolgen. Fast alle niedergelassenen Fachärzte für medizinische und chemische Labordiagnostik bieten bereits ausschließlich nach dem neuen IFCC-Standard kalibrierte Methoden an, sodass eine optimale Vergleichbarkeit bereits jetzt gegeben sei, beschreibt Haushofer die Lage in Österreich. Die Optimierung der Messgenauigkeit und der Vergleichbarkeit unterschiedlicher Methoden beziehungsweise von Labor zu Labor sei für den Patienten und sein Management essentiell.

Die neue Methode nach IFCC-Standard ergibt HbA1c-Werte, die ein bis zwei Prozent tiefer liegen als bei den bisherigen Methoden. Damit gehen geänderte orientierende Entscheidungsgrenzen für die Stoffwechselführung von Patienten mit Diabetes mellitus einher. Zur klinischen Beurteilung der Qualität der Stoffwechselkontrolle von Diabetikern bleibt jedoch die Vergleichbarkeit der Laborresultate mit der NSGP (DCCT)-Studie (National Standardization Glycohemoglobin Program) beziehungsweise der UKPDS-Studie (United Kingdom Prospective Diabetes Study) essentiell. Deshalb wurden Referenzgleichungen erarbeitet, mit deren Hilfe es möglich ist, die erhaltenen neuen Werte auf die bekannten NSGP-Werte umzurechnen. Als Unterstützung beim Übergang auf die neue Einheit und die neuen Bewertungsgrenzen steht folgende Umrechnungsformel zur Verfügung: HbA1c(%)-NSGP = (0.09148*HbA1c[mmol/mol]) + 2.152.

„Da sich die meisten Studien noch auf die alten HbA1c-Werte in Prozent beziehen, empfiehlt die Österreichische Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie, den HbA1c-Wert sowohl nach dem neuen IFCC-Standard in mmol/mol als auch wie bisher in Prozent – nach der Referenzgleichung umgerechnet – am Befund auszuweisen“, betont Haushofer.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2011