Pro­fes­sio­nelle Erste Hilfe: Bis der Not­arzt kommt

25.05.2011 | Medizin

Häu­fig ist es der nie­der­ge­las­sene Arzt, der noch vor dem Not­arzt bei einem lebens­be­droh­lich erkrank­ten Pati­en­ten ein­trifft. In die­sen Minu­ten ist pro­fes­sio­nelle Erste Hilfe gefragt, die in einem acht­stün­di­gen Kurs der aka­de­mie der ärzte auf­ge­frischt und gefes­tigt wer­den kann.
Von Bir­git Oswald

Die Zeit, bis der Not­arzt kommt – diese Spanne ist oft Aus­schlag gebend für das Über­le­ben oder den wei­te­ren Gesund­heits­zu­stand des Pati­en­ten. Spe­zi­ell in der Peri­phe­rie ist es aber oft der orts­an­säs­sige nie­der­ge­las­sene Arzt, der als ers­ter – noch vor dem Not­arzt – beim Pati­en­ten ist und die Erst­ver­sor­gung durch­führt. Nicht immer haben nie­der­ge­las­sene Ärzte aber die not­wen­dige Rou­tine, wie Kurs­in­itia­tor Robert Mader, All­ge­mein­me­di­zi­ner und Mit­glied des Bei­ra­tes der Arbeits­ge­mein­schaft für Not­fall­me­di­zin (AGN), weiß: „Nie­der­ge­las­sene Ärzte sind oft wenig für Not­fälle vor­be­rei­tet oder ver­fü­gen nicht über die geeig­nete Aus­rüs­tung.“ Aber auch nach Ein­tref­fen des Not­arz­tes kann es zu schwie­ri­gen Situa­tio­nen kom­men. „Gele­gent­lich ist die Kom­mu­ni­ka­tion mit dem Not­arzt durch fal­sche Erwar­tun­gen belas­tet und erschwert die Über­gabe des Pati­en­ten“, erklärt Mader wei­ter. Um die­ses Sze­na­rio zu ver­bes­sern, hat Mader zusam­men mit dem Prä­si­den­ten der Öster­rei­chi­schen Gesell­schaft für Not­fall- und Kata­stro­phen­me­di­zin, Univ. Prof. Ger­hard Prause, einen Fort­bil­dungs­kurs, der sich auf diese Über­brü­ckungs­zeit bis zum Ein­tref­fen des Not­arz­tes kon­zen­triert, ins Leben geru­fen. „Das zehn­tä­gige Not­arzt­di­plom brau­chen die wenigs­ten nie­der­ge­las­se­nen Ärzte. Des­halb haben wir einen acht­stün­di­gen Kurs kon­zi­piert, der auf die häu­figs­ten Not­fall­si­tua­tio­nen vor­be­rei­tet und vor­han­de­nes Wis­sen auf­frischt“, erklärt Prause.

Der in Koope­ra­tion mit der öster­rei­chi­schen aka­de­mie der ärzte ent­wi­ckelte Kurs soll somit eine Schnitt­stelle zwi­schen All­ge­mein­me­di­zi­nern und Not­ärz­ten sein. Warum es so wich­tig ist, diese Schnitt­stelle zu stär­ken, erklärt Prause fol­gen­der­ma­ßen: „Wenn es wirk­lich zu einer Reduktion von Not­arzt­sta­tio­nen kommt, wer­den die Anfahrts­zei­ten der Not­ärzte län­ger wer­den. Dann wird es not­wen­dig sein, dass sich die Zusam­men­ar­beit von loka­len Ärz­ten und Not­ärz­ten ver­stärkt, sodass eine unkom­pli­zierte Über­gabe erfol­gen und eine adäquate Erst­ver­sor­gung gewähr­leis­tet wer­den kann. Der Kurs ist ein wesent­li­cher Schritt dazu“.

Klas­si­sche Notfallsituationen

Der Kurs besteht aus zwei Blö­cken, wovon jeweils vier Stun­den Unter­richt und vier Stun­den Pra­xis­sta­tion vor­ge­se­hen sind. Vor allem die klas­si­schen Not­fall­si­tua­tio­nen wie inter­nis­ti­sche Not­fälle, Ver­gif­tun­gen, Ver­let­zun­gen, Reani­ma­tion, Atem­not und ana­phy­lak­ti­scher Schock stel­len Kurs­in­halte dar. Im Pra­xis­teil wird unter ande­rem der Ein­satz von Hilfs­mit­teln wie etwa der Umgang mit Vaku­um­ma­trat­zen, Hals­krau­sen oder das Abneh­men von Motor­rad­hel­men geübt. Auch die car­dio­pul­mo­n­ale Reani­ma­tion (CPR) an Pup­pen mit und ohne Defi­bril­la­to­ren wird trai­niert. „Es geht in ers­ter Linie um lebens­ret­tende Sofort­maß­nah­men“, betont Prause. Die Kurse selbst wer­den von loka­len Not­ärz­ten und Sani­tä­tern abge­hal­ten. „Wir ver­fol­gen dabei ein Bezirks­kon­zept, das heißt, dass der Not­arzt des Bezirks mit dem Ret­tungs­dienst und den loka­len nie­der­ge­las­se­nen Ärz­ten zusam­men­ar­bei­ten soll. Dadurch lernt man sich bes­ser ken­nen und ver­steht ein­an­der leich­ter“, so Prause.

Beson­ders inter­es­sant wird der Kurs vor allem für nie­der­ge­las­sene Ärzte sein, die fernab der Bal­lungs­zen­tren ansäs­sig sind. Hier sei es beson­ders wich­tig, dass der Erst­ver­sor­ger die nöti­gen Schritte ein­lei­tet und eine schnelle Über­gabe und unkom­pli­zierte Kom­mu­ni­ka­tion mit dem Not­arzt erfolgt. Aber nicht nur Ärzte in ent­le­ge­nen Regio­nen, son­dern auch Medi­zi­ner im gän­gi­gen länd­li­chen Raum, Ordi­na­ti­ons­mit­ar­bei­ter und Fach­ärzte pro­fi­tie­ren vom Kurs, wie Mader ergänzt.

Seit dem erfolg­rei­chen Kurs­start im stei­ri­schen Leo­ben zei­gen immer mehr Bezirke Inter­esse an den Kur­sen; auch aus den ande­ren Bun­des­län­dern. Kärn­ten etwa wird vor­aus­sicht­lich im Herbst einen Kurs anbie­ten. Ziel ist es, die Kurse in allen Bezir­ken öster­reich­weit im Abstand von zwei bis drei Jah­ren abzu­hal­ten. „Das Inter­esse an den Kur­sen ist groß und die Akzep­tanz sehr gut“, resü­miert Prause. Mader ergänzt: „Das Feed­back ist wirk­lich aus­ge­zeich­net. Die Zusam­men­ar­beit mit den Not­ärz­ten ist durch die Kurs­teil­nahme der nie­der­ge­las­se­nen Ärzte um Klas­sen bes­ser gewor­den“.

Details zum Kurs:

„Der Not­fall – Pro­fes­sio­nelle Erste Hilfe bis der Not­arzt kommt“
Ter­min: 24.9. 2011
Ort: LÄK Kärn­ten
Teil­nah­me­ge­bühr: 190,- Euro
Jeder wei­tere Teil­neh­mer der Ordi­na­tion 135,- Euro

Die Ver­an­stal­tung ist mit 8 DFP Fach­punk­ten approbiert.

Wei­tere Infor­ma­tio­nen:
öster­rei­chi­sche aka­de­mie der ärzte
Tel.: 01/​512 63 83/​33
www.arztakademie.at

Tipp:

Beglei­tend zum Kurs ist im Ver­lags­haus der Ärzte ein Buch mit dem Titel „Der Not­fall – Pro­fes­sio­nelle Erste Hilfe bis der Not­arzt kommt“ erschie­nen; die­ses bie­tet einen detail­lier­ten Über­blick über die Kurs­in­halte. www.aerzteverlagshaus.at

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 10 /​25.05.2011