Chirurgische Eingriffe bei Adipösen: Bevorzugt laparoskopisch

10.09.2011 | Medizin



Die Adipositas hat in den letzten 30 Jahren sowohl in westlichen als auch in Entwicklungsländern stark zugenommen. Immer häufiger gibt es daher auch Patienten mit starkem Übergewicht, die sich einer Operation unterziehen müssen; dabei haben sich laparoskopische Techniken bewährt.

Von Birgit Oswald


Die Adipositas ist in den letzten 30 Jahren zu einem globalen Problem geworden. Nicht nur durch die Erkrankung an sich bestehen gesundheitliche Beeinträchtigungen, das starke Übergewicht kann auch im Fall einer Operation vor allem in Hinblick auf die Operationstechnik hinderlich sein. So können sowohl die Dicke des subkutanen Fettgewebes als auch der Fettreichtum in der Bauchhöhle Schwierigkeiten bereiten. In solchen Fällen sind laparoskopische Techniken – wenn vom Eingriff her möglich – vorzuziehen, wie Univ. Prof. Albert Tuchmann, Leiter der Chirurgischen Abteilung des Sozialmedizinischen Zentrums Floridsdorf in Wien, erklärt: „Übergewichtige Menschen profitieren von laparoskopischen Techniken, weil das Zugangstrauma geringer ist. Man kommt bei der Laparoskopie mit genau denselben Zugängen aus wie beim dünnen Patienten, der größere Schnitt fällt weg. Dadurch besteht ein geringeres Wundinfektionsrisiko.“ Immer dann, wenn die Laparoskopie angewandt werden könne, bringe sie dem dickleibigen Patienten also auf jeden Fall einen Vorteil, wie etwa bei einer laparoskopischen Cholezystektomie oder einer laparoskopischen Appendektomie.

Überdies weisen adipöse Patienten häufig mehrere Risikofaktoren auf – in punkto Hypertonie, Diabetes und erhöhten Cholesterinwerten, was insgesamt ein wesentlich höheres Operationsrisiko bedeutet. Besonders wichtig is es deshalb, die genauen Risken vor einer Operation abzuklären und eventuelle Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck richtig einzustellen. „Ein adipöser Patient hat im Fall einer Operation mit großem Bauchschnitt folgende Risiken: Hämatome, Infektionen im Fettgewebe. Schwierig kann das bei der Operation eines übergewichtigen Patienten mit engem Becken sein“, so Tuchmann. Kommt es zu Komplikationen auf Grund der Operation, bedarf der übergewichtige Patient im Gegensatz zum normalgewichtigen Patienten häufiger einer Intensivtherapie. Auch die Komplikation beim übergewichtigen Patienten zu erkennen und zu behandeln ist dem Experten zufolge schwieriger.

USA stark betroffen

Zwar nimmt die Adipositas auch in unseren Breitengraden zu, aber nach wie vor liegen die USA bei der Inzidenz an der Spitze. Grund dafür ist primär ungesunde Ernährung und ein ungesunder Lebensstil. Weiters können aber auch genetische Faktoren eine Rolle spielen. „Fast Food und gesüßte Getränke sind die zwei Hauptschuldigen. Hier ist es wichtig, etwas in der Ernährung zu verändern. Hier setzt die Primärprophylaxe an“, erklärt Tuchmann. Maßnahmen wie Diäten und Sport sind aber nur bei mäßigem Übergewicht sinnvoll. „Die Adipositas muss als Krankheit aufgefasst werden, bei der Ernährungstipps nicht ausreichen“, wie Tuchmann betont. „Für die morbide Adipositas gibt es nur die Operation, das heißt Magenbypass, Magenband, Sleeve Resection, also die chirurgische Behandlung der Fettsucht.“ Welches bariatrische Verfahren für den einzelnen Patienten in Frage kommt, muss individuell geklärt werden.

Tipp:

Weiterführende Informationen gibt es in „Viszeralmedizin – Gastrointestinal Medicine and Surgery“; http://content.karger.com

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 / 10.09.2011