Ärztetage Velden 2011: Dermatologische Notfälle von A bis Z

15.07.2011 | Medizin

Die Vermittlung von differentialdiagnostischen und therapeutischen Grundkenntnissen in der Dermatologie steht im Mittelpunkt des Workshops „Notfälle in der Dermatologie“ bei den diesjährigen Ärztetagen in Velden Ende August.
Von Marion Huber

„Einerseits soll Basiswissen behandelt werden, das der Arzt für die Behandlung von Patienten braucht, die beispielsweise mit Hautausschlägen Notdienste oder Notfallambulanzen aufsuchen“, erläutert Univ. Prof. Franz Trautinger, Leiter der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten am Landesklinikum St. Pölten, die Inhalte des Workshops, den er gemeinsam mit Christine Hafner, ebenfalls Dermatologin am Landesklinikum St. Pölten, leitet. Hafner ergänzend zu den Inhalten: „Wir wollen aber auch ganz besonders auf die klinischen Erscheinungsformen von dermatologischen Notfällen eingehen, praktische Beispiele geben und das Wesentliche für den Alltag hervorheben.“ So sollen beispielsweise den Teilnehmern des Workshops Checklisten mit therapeutischen Maßnahmen zur Verfügung gestellt werden und die darüber hinaus „konkret beschreiben, was in welchem Fall zu tun ist“, so Hafner weiter.

Die Inhalte richten sich in erster Linie an Ärzte, die Notdienste oder Notfallambulanzen betreuen. „Hierzu zählen etwa Allgemeinmediziner mit Notdienst oder auch Ärzte, egal ob Allgemeinmediziner oder Internisten, die in Notfallambulanzen tätig sind und Akutpatienten behandeln“, beschreibt Trautinger das Zielpublikum. Hafner nennt vor allem auch Allgemeinmediziner und Kinderärzte: „Dies sind sicherlich die beiden Gruppen, die am ehesten in der täglichen Praxis mit dermatologischen Notfällen konfrontiert werden.“

Akut und lebensbedrohlich

Themenschwerpunkte gibt es viele: Wie behandelt man etwa das Zuschwellen von Lippen, Zunge und Larynx? Wie verwendet man einen EpiPen®? „Hier gibt es immer wieder Defizite bei Patienten und auch bei Kollegen, die wir ausfüllen wollen“, so Hafner.

Als klassische Beispiele für dermatologische Notfälle, über die während des Workshops informiert werden soll, nennt Trautinger zum Beispiel den anaphylaktischen Schock, die akute Urtikaria und das Angioödem. „Alle diese Genannten gehören einer Erkrankungsgruppe an. Dabei handelt es sich um plötzlich auftretende, potentiell lebensbedrohliche Erkrankungen mit Hautbeteiligung“, erklärt der Experte. Außerdem werden akute infektiologische Probleme – zum Beispiel das Erysipel oder die nekrotisierende Fasziitis – anhand von Bildern besprochen, wie Hafner weiter ausführt.

Ein Highlight der zahlreichen Vortragsschwerpunkte wird die Therapie des hereditären Angioödems darstellen. „Dabei handelt es sich um eine sehr seltene, angeborene Erbkrankheit, die lebensgefährlich sein kann. Der Patient erleidet akute Anfälle von Schwellungen der Haut, etwa im Gesicht, der Schleimhäute und des Intestinaltraktes“, beschreibt Trautinger. Seit kurzem ist in Österreich für diese Erkrankung ein neues Medikament erhältlich – nämlich Icatibant (Firazyr®). „Dieses Medikament kann als echte pharmakologische Neuentwicklung angesehen werden“, wie Trautinger erklärt.

Weitere neue Erkenntnisse sind etwa Hypersensitivitätsreaktionen auf Antiepileptika und deren Zusammenhang mit bestimmten Patientenpopulationen. Hafner dazu: „Wir wissen heute, dass zum Beispiel bestimmte Gruppen von Chinesen gewisse Medikamente einfach nicht vertragen und schwere, sogar lebensbedrohliche Reaktionen zeigen.“ Aufgrund ihres genetischen Hintergrunds sei aber schon im Vorhinein absehbar, dass sie solche Reaktionen zeigen werden. „Besonders wichtig ist es in diesem Zusammenhang, zu vermitteln, dass es sich bei diesen dermatologischen Erkrankungen um akute Probleme handelt, die möglichst rasch gelöst werden müssen“, betont Hafner abschließend.

Ärztetage Velden 2011

Wann: 21. bis 27. August 2011
Wo: Velden, Tagungszentrum Volksschule bzw. Casineum
Veranstalter: österreichische akademie der ärzte

www.arztakadmie.at/velden

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13-14 / 15.07.2011