Wohlfahrtsfonds: Weg mit den Mythen!

15.12.2010 | Politik

Mit einer Informationskampagne in medizinischen Fachzeitschriften will die Wiener Ärztekammer mit Vorurteilen und Mythen rund um den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer aufräumen.
Von Ruth Mayrhofer

Um den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärzteschaft vor dem Ruin zu bewahren, musste 1989 ein Kredit aufgenommen werden, dessen Rückzahlung auf mehrere Ärzte-Generationen verteilt wurde. Denn man hatte in den Jahren zuvor viel zu wenig auf die demographische Entwicklung der nachfolgenden Jahrzehnte Rücksicht genommen. Für jene bereits in Pension befindliche Ärzte bedeutet das Einfrieren ihrer Pensionen real eine Pensionskürzung; und aktive Ärzte bezahlen derzeit 20 Prozent ihrer Beiträge als Kreditrate. Aufgrund der guten Performance der Fonds könnte dieser Prozentsatz allerdings schon bald reduziert werden.

Mit einer Inseraten-Kampagne, die seit Oktober in medizinischen Fachzeitschriften läuft und mit einer eigenen Website (www.ex-mythos.at), über die Ärzte ihre Anliegen, Wünsche, Bedenken, aber auch ihren Unmut kundtun können, will die Wiener Ärztekammer Verständnis schaffen und die Kommunikation sowie das Verhältnis zwischen Kammer und Ärzten verbessern. Und das könnte durchaus gelingen. Heißt es doch, mit Vorurteilen – also Mythen – aufzuräumen. So etwa damit, dass der Wohlfahrtsfonds teurer als private Versicherungen sei, die Altersversorgung der Wiener Ärzteschaft nicht gesichert sei oder die Beiträge inkompetent verwaltet würden. Auf der Website finden sich dazu umfangreiche Informationen und Praxisbeispiele.

„Die Kampagne ist bewusst frech und provokativ“, erklärt Rolf Kutassy, Partner der Multimedia Agentur i-kiu; „als Spezialist für neue Medien, eröffnen wir die Möglichkeit zur Interaktion.“ „Da Ärzte ein eher konservatives Publikum sind“, meint Kutassy, „wollen wir mit dieser Kampagne Reaktionen auslösen und die Ärzte dazu bewegen, Dampf abzulassen, was unter anderem auch online über die Website möglich ist. Wenn das gelingt, ist unser Auftraggeber zufrieden und die Kampagne erfolgreich.“

Interview – Univ. Prof. Michael Gnant

„Die Zukunft ist gesichert!“

Der Präsident des Wiener Wohlfahrtsfonds, Univ. Prof. Michael Gnant, nimmt im Gespräch mit Ruth Mayrhofer zu den künftigen Entwicklungen und Erwartungen in Sachen Wohlfahrtsfonds Stellung.

ÖÄZ: Wie beurteilen Sie die Situation des Wiener Wohlfahrtsfonds insgesamt in den kommenden Jahren?
Gnant: Ausgezeichnet. Die Vermögensentwicklung ist zufriedenstellend, und die Zukunft des Versorgungssystems der Wiener Ärztinnen und Ärzte gesichert.

Welche Schritte werden in nächster Zeit konkret gesetzt werden, um die Lage (noch) entspannter zu gestalten?
Der Altlast-Beitrag wird in den nächsten Jahren schrittweise auf null gesenkt, und die Generationsgerechtigkeit damit hergestellt. Die Servicequalität des WFF muss sich auch noch weiter verbessern.

Was erhoffen Sie sich von dieser Informationskampagne und welche Reaktionen seitens der Ärzteschaft erwarten Sie?
Es ist wichtig, dass wir die Diskussion um unsere gemeinsame Zukunft und die zukünftiger Wiener Ärzte und Zahnärzte sachlich und kollegial führen. Niemand zahlt gerne Beiträge, vor allem wenn nicht genau bekannt ist, wie das System aufgestellt ist, und zahlreiche irreführende Falschinformationen kursieren.

Welche Ergebnisse müssten eintreten, damit Sie sagen, die Kampagne hätte ihr Ziel erreicht?
Wir bekommen viel positives Feedback. Ärztinnen und Ärzte sind prinzipiell solidarische Menschen, wenn sie wissen, wofür sie ihren Beitrag leisten.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2010