Ökotool: Internet als Sparhilfe

10.09.2010 | Politik

Bis 2014 will der Hauptverband – so sieht es auch das mit der Bundesregierung vereinbarte Konsolidierungspaket vor – 1,7 Milliarden Euro einsparen. Der „Rotstift“ bei Arzneimitteln soll durch ein neues Ökotool im Internet unterstützt werden, das erstmals Ärzten und Publikum gleichermaßen zur Verfügung steht.
Von Ruth Mayrhofer

Die Krankenversicherung hat mit der Bundesregierung eine ausgabenseitige Finanzkonsolidierung vereinbart. Im Zeitraum von 2010 bis inklusive 2013 sollen die Ausgaben um insgesamt 1,7 Milliarden Euro weniger wachsen als ursprünglich prognostiziert. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die rund drei Milliarden jährlicher Kosten für Medikamente (2009: 2,84 Milliarden Euro). Für Christoph Klein, stellvertretender Generaldirektor des Hauptverbandes, gilt dabei das „Grundprinzip, die Kostenentwicklung intelligent zu dämpfen – also ohne, dass darunter die Versorgungsqualität leidet“.

Um die Richtlinien über die ökonomische Verschreibweise (RöV) zu unterstützen, steht schon seit 2001 die Datenbank „Ökotool“ zur Verfügung, um den Ärzten eine medizinisch-wissenschaftliche Vergleichsbasis zwischen einzelnen Arzneimitteln zu geben. Dieses Ökotool wurde nun seitens des Hauptverbandes in Zusammenarbeit mit der SVC (die für die Umsetzung der E-Card zuständige Gesellschaft) mit einer Investitionssumme von 90.000 Euro in einigen Punkten verbessert:

  • Freie (das heißt auch: kostenlose) Zugänglichkeit des Ökotools und des gesamten Erstattungskodex – damit auch jener Medikamente, für die keine Alternativen bestehen – im Internet (www.erstattungskodex.at). Die entsprechenden Informationen sind nicht nur für Ärzte, sondern auch für alle anderen Interessierten abrufbar. Für Ärzte bedeutet dies, dass der Zugang unabhängig von ihrer Ordinationssoftware ist.
  • Ab sofort erfolgt ein Update der Daten monatlich (bisher: einmal pro Quartal).
  • Die Website bietet eine übersichtliche Darstellung der Vergleichsgruppen wirkstoffgleicher beziehungsweise wirkstoffähnlicher Präparate sowie praxisrelevante Zusatzinformationen, wie etwa verschreibbare Packungsgrößen und Packungszahl.


Damit ist dieses Ökotool nun auch für jene (geringe Anzahl) von Ärzten verfügbar, die über keine Ordinationssoftware verfügen. Ebenso kann es seitens der Ärzte in Krankenanstalten und Ambulanzen verwendet werden. Die Verwendung des Ökotools der beiden letztgenannten Gruppen liegt Christoph Klein besonders am Herzen: „Bei der Einstellung im Spital ist Kostenbewusstsein besonders wichtig, um die niedergelassenen Ärzte bei der anschließenden Verschreibung zu unterstützen.“ Den größten Vorteil des „Ökotool neu“ für Versicherte/Patienten/Interessierte sieht Klein in der Transparenz: „Jeder vernünftige Konsument denkt auch an den Preis. Gerade wir als Verwalter des Geldes unserer Versicherten haben beste Qualität zu einem möglichst günstigen Preis einzukaufen. Das sollen die Menschen auch nachvollziehen können.“

Insgesamt soll dieses neue Instrument – ohne die Therapiefreiheit der Ärzte einzuschränken – auch dazu beitragen, den Anteil der Generika-Verordnungen in Österreich von derzeit 40 auf möglichst 70 Prozent anzuheben. Klein: „Wenn das gelingt, würde uns das ganz besonders freuen, denn jeder Prozentpunkt, den man zusätzlich gewinnt, bedeutet ein bis zwei Millionen Einsparungen pro Jahr.“

So funktioniert’s

Dieses Informationstool bietet nach Eingabe eines Produktnamens oder Wirkstoffes (jeweils mindestens vier Zeichen) unter www.erstattungskodex.at eine Übersicht über therapeutische Alternativen, sofern solche im Erstattungskodex vorhanden sind.

Dabei hat man die Auswahl zwischen zwei Suchoptionen: nach Arzneispezialitäten sowie nach Wirkstoffen, die direkt aufrufbar sind. In der Trefferliste (maximal 100 Treffer werden angezeigt) erscheinen alle Präparate des Grünen und Gelben Bereiches des aktuellen Erstattungskodex, die der Suchanfrage entsprechen. Alle Stärken und Packungsgrößen werden aufgelistet. Wählt man den gewünschten Wirkstoff durch Anklicken, erscheinen alle Arzneispezialitäten, die diesen Wirkstoff beinhalten (sowohl Mono- als auch Kombinationspräparate). Auch Detailinformationen zu den ausgewählten Produkten sind abrufbar. Für beide Auflistungen gilt: Haben mehrere Arzneimittel den gleichen Kassenpreis pro Einheit, erfolgt die Anführung der Gleichpreisigen alphabetisch; beide erhalten dieselbe Platzierung.

Will man Vergleichsprodukte suchen, klickt man auf das gesuchte Arzneimittel; falls es vergleichbare Präparate gibt, öffnet sich ein beziehungsweise öffnen sich zwei neue Fenster: Im linken Fenster werden alle Arzneispezialitäten, die den gleichen Wirkstoff in der gleichen Stärke beinhalten beziehungsweise die gleiche Wirkstoffzusammensetzung
aufweisen (ATC-Code Ebene 5) und vergleichbare Packungsgrößen haben, angezeigt. Die Listung erfolgt aufsteigend nach Kassenpreis pro Einheit. Farblich unterlegt sind jene Produkte, die sich aufgrund des Herstellungsprozesses geringfügig unterscheiden.

Im rechten Fenster werden – falls vorhanden – alle Arzneispezialitäten mit einem vergleichbaren Wirkstoff beziehungsweise einer vergleichbaren Wirkstoffkombination (ATC-Code Ebene 4) aufgelistet – daher wird auch die Stärkeangabe in vielen Fällen eine andere als beim Ausgangspräparat sein. Die Vergleiche beruhen dabei auf der von der Heilmittel-Evaluierungskommission festgesetzten Vergleichsbasis. Auch hier erfolgt die Listung aufsteigend nach Kassenpreis pro Einheit, wobei sich die Auflistung nach der Preisangabe über beide Fenster erstreckt.

Quelle: www.erstattungskodex.at (gekürzt)

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 / 10.09.2010