neu & aktu­ell: Poli­ti­sche Kurzmeldungen

15.08.2010 | Politik


USA: Wer­be­aus­sa­gen gestoppt

Der Lebens­mit­tel­kon­zern Nestle hat in den USA Wer­bung gestoppt, wonach das Kin­der­ge­tränk ‚Boost Kid Essen­ti­als’ Erkäl­tun­gen durch eine Stär­kung des Immun­sys­tems ver­hin­dere. Dies wurde laut der Fede­ral Trade Com­mis­sion für Kon­su­men­ten­schutz nicht nach­ge­wie­sen. Einen ähn­li­chen Rück­zie­her machte der Joghurt-Her­stel­ler Danone in Frank­reich und Groß­bri­tan­nien bei Acti­mel und Activia.

Nord­ko­rea: Ampu­ta­tio­nen ohne Narkose

In nord­ko­rea­ni­schen Kran­ken­häu­sern herr­schen unhalt­bare Zustände, kri­ti­siert die Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tion Amnesty Inter­na­tio­nal. Aus Man­gel an Betäu­bungs­mit­tel müs­sen nach Anga­ben der Orga­ni­sa­tion selbst Ampu­ta­tio­nen teil­weise ohne Nar­kose durch­ge­führt wer­den. Manch­mal fän­den Ope­ra­tio­nen auch bei Ker­zen­licht statt, weil regel­mä­ßig der Strom ausfalle.


Deutsch­land: Prä­im­plan­ta­ti­ons­dia­gnos­tik erlaubt

Bei Paa­ren mit einer Ver­an­la­gung zu schwe­ren Erb­schä­den dür­fen Ärzte laut dem deut­schen Bun­des­ge­richts­hof die Prä­im­plan­ta­ti­ons­dia­gnos­tik (PID) ein­set­zen, da dadurch die Zahl der Abtrei­bun­gen schwerst behin­der­ter Kin­der ver­min­dert wird. Embryo­nen mit einem gene­ti­schen Defekt dür­fen straf­los ver­wor­fen wer­den. In Öster­reich ist die PID laut Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­setz verboten.

Groß­bri­tan­nien: Glaxo zahlt 460 Mil­lio­nen Dol­lar

Das bri­ti­sche Phar­ma­un­ter­neh­men Gla­x­oS­mit­h­Kline hat sich in Zusam­men­hang mit sei­nem umstrit­te­nen Dia­be­tes-Medi­ka­ment Avan­dia, das Herz­pro­bleme her­vor­ru­fen kann, zur Zah­lung von 460 Mil­lio­nen Dol­lar (366 Mil­lio­nen Euro) bereit erklärt. Damit sol­len 10.000 Kla­gen in den USA bei­gelegt wer­den. Allein im drit­ten Quar­tal 2009 wur­den mehr als 300 Todes­fälle in den USA damit in Ver­bin­dung gebracht.


Wien: 22 neue Gruppenpraxen

In Wien wer­den in den kom­men­den Mona­ten 22 neue Grup­pen­pra­xen geschaf­fen. Dar­auf haben sich die Wie­ner Ärz­te­kam­mer und die Wie­ner Gebiets­kran­ken­kasse geei­nigt. Die meis­ten Grup­pen­pra­xen betref­fen die Fächer Kin­der- und Jugend­heil­kunde, Innere Medi­zin und Radio­lo­gie (jeweils vier). Dazu kom­men je zwei Grup­pen­pra­xen in Gynä­ko­lo­gie, Chir­ur­gie, Haut- und Geschlechts­krank­hei­ten und Ortho­pä­die sowie je eine Grup­pen­pra­xis in Hals‑, Nasen- und Ohren­krank­hei­ten bezie­hungs­weise Ohren­heil­kunde. Die Grup­pen­pra­xen­stel­len wer­den dem­nächst offi­zi­ell aus­ge­schrie­ben. Wiens Ärz­te­kam­mer-Vize­prä­si­dent Johan­nes Stein­hart, der Obmann der Kurie nie­der­ge­las­sene Ärzte, rech­net damit, dass noch im Herbst die­ses Jah­res die meis­ten Grup­pen­pra­xen in Wien in Ver­trag sein wer­den: „Wir wis­sen, dass viele Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen gro­ßes Inter­esse an einem Zusam­men­schluss haben.”

Zecken­ge­fahr steigt

Bereits 20 Per­so­nen sind im heu­ri­gen Jahr in Folge eines Zecken­bis­ses an FSME erkrankt, dar­un­ter auch zwei Kin­der im Alter von acht und zehn Jah­ren, berich­tet die ARGE Gesund­heits­vor­sorge. Ober­ös­ter­reich ist nach Mel­dung des Insti­tuts für Viro­lo­gie der Uni­ver­si­tät Wien mit sie­ben Hos­pi­ta­li­sie­run­gen am stärks­ten betrof­fen, gefolgt von der Stei­er­mark mit fünf Erkran­kun­gen. In Salz­burg und Nie­der­ös­ter­reich wur­den je drei Fälle regis­triert, in Kärn­ten und Vor­arl­berg je ein Pati­ent. Der Groß­teil der Betrof­fe­nen (mehr als 70 Pro­zent oder 14 Fälle) ist älter als 50 Jahre. Die Betrof­fe­nen waren alle­samt nicht durch eine Imp­fung geschützt. Zwi­schen März und Okto­ber wer­den jähr­lich 100.000 Öster­rei­cher von einer Zecke gesto­chen. Da aber mehr als 80 Pro­zent der Bevöl­ke­rung geimpft sind, ist die durch­schnitt­li­che Erkran­kungs­zahl im Ver­gleich zu den Nach­bar­län­dern mit gerin­ger Durch­imp­fungs­rate rela­tiv gering.

Hel­mut Mit­ter­mayer verstorben

Der lang­jäh­rige Lei­ter des Insti­tuts für Hygiene, Mikro­bio­lo­gie und Tro­pen­me­di­zin am Kran­ken­haus der Eli­sa­be­thi­nen Linz, Univ. Prof. Hel­mut Mit­ter­mayer, ist kürz­lich über­ra­schend im 63. Lebens­jahr ver­stor­ben. Er war von 1975 am Kran­ken­haus der Eli­sa­be­thi­nen tätig, 1984 bekam er sein eige­nes Insti­tut. Mit­ter­mayer hat seine Exper­tise auch im Rah­men sei­ner Tätig­keit in der „öster­rei­chi­schen aka­de­mie der ärzte“ und bei der ÖQMed ein­ge­bracht. So war er in der Aka­de­mie als Prü­fungs­aus­schuss­lei­ter, Diplom­ver­ant­wort­li­cher und auch DFP-Appro­ba­tor tätig und zeich­nete sich durch seine fun­dierte Aus­ein­an­der­set­zung mit den an ihn her­an­ge­tra­ge­nen The­men aus. Die ÖQMed wie­derum hat er in viel­fa­cher Weise mit sei­nem Wis­sen unter­stützt und maß­geb­lich an der Erstel­lung der Hygiene-Richt­li­nie mitgewirkt.


Euro­päi­sches Praxisassessment

Detail­lierte Infor­ma­tio­nen über das Euro­päi­sche Pra­xis­as­sess­ment (EPA) gibt es beim Ärzt­li­chen Qua­li­täts­zen­trum Linz; Tel. 0732/​77 83 71/​244;
E‑Mail: info@europaeisches-praxisassessment.at; www.europaeisches-praxisassessment.at

Deut­sche Koali­tion einigt sich auf Gesundheitsreform

Die Koali­tion in Deutsch­land hat sich nach mona­te­lan­gem Tau­zie­hen auf die Finan­zie­rung der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung geei­nigt. Ange­sichts eines dro­hen­den Finanz­lochs in der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung von elf Mil­li­ar­den Euro im kom­men­den Jahr plant die deut­sche Regie­rung, die Kas­sen­bei­träge von 14,9 auf 15,5 Pro­zent anzu­he­ben. Die Erhö­hung soll rund sechs Mil­li­ar­den Euro brin­gen. Der Auf­schlag soll je zur Hälfte von Arbeit­neh­mern und Arbeit­ge­bern gezahlt wer­den. Außer­dem soll die Decke­lung der Zusatz­bei­träge von der­zeit einem Pro­zent des Ein­kom­mens auf­ge­ho­ben wer­den. Im Gegen­zug soll es für Bei­trags­zah­ler bei Bedarf einen Sozi­al­aus­gleich geben. Das Insti­tut der deut­schen Wirt­schaft in Köln geht aller­dings davon aus, dass die geplante Bei­trags­stei­ge­rung nicht aus­rei­chen wird, die Kos­ten dau­er­haft zu decken.

Gesund­heits­aus­ga­ben in Öster­reich im Spitzenfeld

Öster­reichs Gesund­heits­aus­ga­ben lie­gen im Ver­gleich der OECD-Staa­ten wei­ter im Spit­zen­feld. Beim Anteil am Brut­to­in­lands­pro­dukt nimmt Öster­reich – gleich­auf mit Deutsch­land – mit 10,5 Pro­zent Rang 4 ein. Höhere Aus­ga­ben im Ver­hält­nis zur Wirt­schafts­leis­tung ver­zeich­nen nur die USA (16,0 Pro­zent), Frank­reich (11,2) und die Schweiz (10,7). Der OECD-Schnitt liegt bei 9,0 Pro­zent. Nicht ganz so weit vorne, näm­lich auf Rang 7 von 31 Staa­ten, liegt Öster­reich bei den Pro-Kopf-Aus­ga­ben für die Gesund­heit. Abso­lu­ter Spit­zen­rei­ter sind auch hier die USA mit 7.538 US-Dol­lar (5.798 Euro), Öster­reich kommt auf 3.970 Dol­lar (3.054 Euro); der OECD-Schnitt liegt bei 3.060 Dol­lar (2.354 Euro).

Kärn­ten: Kabeg-Gesetz beschlossen

Mit den Stim­men der schwarz­blauen Koali­tion ist im Kärnt­ner Land­tag das umstrit­tene Gesetz für die Kärnt­ner Kran­ken­an­stal­ten-Betriebs­ge­sell­schaft (Kabeg) beschlos­sen wor­den. Die Geset­zes­re­form bringt die Schaf­fung einer ein­zi­gen Kran­ken­an­stal­ten-Hol­ding statt wie bis­her sechs unab­hän­gige Rechts­trä­ger an den unter­schied­li­chen Stand­or­ten. Der Auf­sichts­rat, der bis­her ent­spre­chend der Macht­ver­hält­nisse in der Kärnt­ner Kon­zen­tra­ti­ons­re­gie­rung besetzt wor­den war, wird nun durch eine Exper­ten­kom­mis­sion besetzt. Diese Exper­ten wie­derum wer­den von der Regie­rung bestellt. Die SPÖ und die Grü­nen votier­ten gegen den Ent­wurf. Der Betriebs­rat der Kabeg, der schon zuletzt mit Streik gedroht hatte, will nun die Umset­zung des Geset­zes mit „wachem Auge“ – so Zen­tral­be­triebs­rats­ob­mann Arnold Auer – beob­ach­ten.

Deutsch­spra­chige Ärz­te­or­ga­ni­sa­tio­nen tag­ten in Pört­schach:
Inter­na­tio­nale Konsultativtagung

Die ärzt­li­che Aus‑, Wei­ter- und Fort­bil­dung, ihre Qua­li­tät und EU-weite Har­mo­ni­sie­rung, ein inter­na­tio­na­ler Ver­gleich der Feh­ler­melde- und Lern­sys­teme sowie die grenz­über­schrei­tende Infor­ma­tion bei Migra­tion von Ärz­ten; das waren die Kern­the­men der 56. Kon­sul­ta­tiv­ta­gung deutsch­spra­chi­ger Ärz­te­or­ga­ni­sa­tio­nen, die Anfang Juli auf Ein­la­dung der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer in Pört­schach am Wör­ther­see statt­fand. An der Spitze der hoch­ran­gi­gen öster­rei­chi­schen Dele­ga­tion begrüßte ÖÄK-Prä­si­dent Wal­ter Dor­ner die Füh­rungs­rie­gen der natio­na­len Ärz­te­ver­tre­tun­gen aus Deutsch­land, Liech­ten­stein, Luxem­burg, der Schweiz und Süd­ti­rol.

In einem ange­reg­ten und kon­zen­trier­ten Erfah­rungs- und Mei­nungs­aus­tausch sahen die Dele­gier­ten in der wei­te­ren Har­mo­ni­sie­rung der prak­ti­schen ärzt­li­chen Wei­ter­bil­dung eine wesent­li­che Qua­li­täts-sichernde Maß­nahme in Europa. Dor­ner for­derte die ver­pflich­tende Arzt­prü­fung, wie dies in der Alpen­re­pu­blik ja bereits seit Jah­ren prak­ti­ziert werde. Dar­über hin­aus regte er eine gemein­same Initia­tive der deutsch­spra­chi­gen Ärz­te­ver­tre­tun­gen zu einer obli­ga­to­ri­schen Reva­li­die­rung der Berufs­be­rech­ti­gun­gen von Ärz­tin­nen und Ärz­ten an, die ihre Tätig­keit über einen län­ge­ren Zeit­raum unter­bro­chen haben. Zuletzt plä­dierte Dor­ner dafür, dass keine Fach­arzt­aus­bil­dung weni­ger als drei Jahre dau­ern dürfe. ÖÄK-Vize­prä­si­dent Artur Wech­sel­ber­ger berich­tete über den erfolg­rei­chen Ver­lauf der Pilot­phase des öster­rei­chi­schen Feh­ler­melde- und Lern­sys­tem, das im Novem­ber 2009 gestar­tet wurde. Ins­ge­samt seien bereits 108 Berichte ein­ge­gan­gen, 73 wur­den ver­öf­fent­licht, davon 55 mit Fach­kom­men­ta­ren. Im glei­chen Zeit­raum gab es 16.838 Zugriffe. In Deutsch­land wur­den seit 2005 ins­ge­samt 331 Berichte publi­ziert, in der Schweiz seit 2006 rund 1.000. Der öster­rei­chi­sche Experte bezeich­nete das CIRS (Cri­ti­cal Inci­dent Report­ing Sys­tem) als not­wen­dige, sank­ti­ons­freie Ein­rich­tung zur Hebung der Sicher­heit, das den Beschäf­tig­ten im Gesund­heits­we­sen durch betriebs­be­zo­gene Risi­ko­ab­wä­gung Vor­beuge- und Ver­bes­se­rungs­maß­nah­men ermög­li­chen solle.

Der Prä­si­dent der deut­schen Bun­des­ärz­te­kam­mer, Jörg-Diet­rich Hoppe, und der ÖÄK-Aus­lands­re­fe­rent, Rei­ner Brett­en­tha­ler, befass­ten sich mit dem behörd­li­chen Infor­ma­ti­ons­aus­tausch über die Ver­trau­ens­wür­dig­keit bei ärzt­li­cher Migra­tion und inwie­weit diese Aus­künfte auch pro­ak­tiv erfol­gen respek­tive erfol­gen könn­ten, wenn das Ziel­land bekannt sei. Die öster­rei­chi­sche Posi­tion ist die auto­ma­ti­sche Ver­stän­di­gung aller EWR-Staa­ten und der Schweiz über rechts­kräf­tige Ver­ur­tei­lun­gen und lau­fende Verfahren.

Der Prä­si­dent der öster­rei­chi­schen Aka­de­mie der Ärzte, Wolf­gang Rou­til, und der Vor­sit­zende des Deut­schen Sena­tes für ärzt­li­che Fort­bil­dung, Franz-Josef Bart­mann, refe­rier­ten über die Fort­bil­dungs­qua­li­tät und dies­be­züg­li­che Erfah­run­gen. (MS)

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 15–16 /​15.08.2010