neu & aktu­ell: Poli­ti­sche Kurzmeldungen

10.05.2010 | Politik


Pneu­mo­kok­ken: Schutz für 100 Mil­lio­nen Babys

In den Ent­wick­lungs­län­dern zäh­len durch Pneu­mo­kok­ken ver­ur­sachte Erkran­kun­gen zu den häu­figs­ten Todes­ur­sa­chen von Kin­dern unter fünf Jah­ren. Der bri­ti­sche Phar­ma­kon­zern Gla­x­oS­mit­h­Kline wird in den kom­men­den zehn Jah­ren bis zu 300 Mil­lio­nen Dosen sei­nes Impf­stof­fes an die ärms­ten Län­der welt­weit lie­fern. Das könnte für den Schutz von rund 100 Mil­lio­nen Babys und Klein­kin­dern reichen.

UNO: Men­schen wer­den immer älter

Die Lebens­er­war­tung ist laut einem Bericht der Ver­ein­ten Natio­nen in den ver­gan­ge­nen 60 Jah­ren welt­weit dras­tisch gestie­gen. In den 1950er Jah­ren muss­ten die Men­schen noch von einem Durch­schnitts­al­ter von 47 Jah­ren aus­ge­hen. Heute liegt die­ser Mit­tel­wert bei 68 Jah­ren. Grund für den Anstieg seien Ver­bes­se­run­gen bei der Ernäh­rung und der Hygiene sowie Fort­schritte in der Medi­zin.

Acti­via und Acti­mel: Rückschlag

Danone hat bei der euro­päi­schen Auf­sichts­be­hörde seine Anträge zurück­ge­zo­gen, gesund­heits­för­dernde Eigen­schaf­ten von Acti­via und Acti­mel zu bestä­ti­gen. In Frank­reich und Groß­bri­tan­nien ver­zich­tet das Unter­neh­men bereits dar­auf, die angeb­lich ver­dau­ungs­för­dernde und immun­stär­kende Wir­kung anzu­prei­sen, weil der Effekt noch nicht ein­deu­tig bewie­sen ist.


China: ver­gif­te­ter Schnitt­lauch entsorgt

Die chi­ne­si­schen Behör­den haben zwei Ton­nen von pes­ti­zid­ver­seuch­tem Schnitt­lauch ent­sorgt, nach­dem meh­rere Men­schen nach dem Essen über Übel­keit geklagt hat­ten. Auf einem Gemü­se­groß­markt im Osten des Lan­des wur­den große Men­gen Schnitt­lauch sicher­ge­stellt, in denen hohe Kon­zen­tra­tio­nen von orga­ni­schem Phos­phor gefun­den wor­den waren.

Vor Ärz­te­streiks in Deutschland?

Im Tarif­streit an den kom­mu­na­len Kran­ken­häu­sern in Deutsch­land erhö­hen die Ärzte den Druck; das aktu­elle Ange­bot der Arbeit­ge­ber sei unzu­rei­chend gewe­sen, was zum Schei­tern der Ver­hand­lun­gen geführt habe. „Der Unmut der Kli­nik­ärzte über die offen­kun­dige Gering­schät­zung ihrer Arbeit ist sehr groß“, sagte der Vor­sit­zende des „Mar­bur­ger Bun­des“, Rudolf Henke, der von Ende April bis Anfang Mai eine Urab­stim­mung über einen mög­li­chen Streik in einem Drit­tel der Spi­tä­ler durch­ge­führt hat. Zu Redak­ti­ons­schluss lagen die Ergeb­nisse noch nicht vor. Bei einem posi­ti­ven Aus­gang könnte es ab 17. Mai die ers­ten Arbeits­nie­der­le­gun­gen geben. Nie­mand könne ver­ste­hen, dass die rund 55.000 Ärzte mit einer jähr­li­chen Gehalts­er­hö­hung von weit unter einem Pro­zent abge­speist wer­den soll­ten, kri­ti­sierte Henke. Bei einer der­ar­ti­gen mini­ma­len Stei­ge­rung bis Ende 2012 sei noch nicht ein­mal der Infla­ti­ons­aus­gleich garan­tiert: „Das wer­den wir auf kei­nen Fall akzep­tie­ren!“ Die Gewerk­schaft ver­langt für die 55.000 Ärzte an den rund 800 kom­mu­na­len Kli­ni­ken neben einer linea­ren Gehalts­er­hö­hung um fünf Pro­zent auch Ver­bes­se­run­gen bei der Ver­gü­tung des ärzt­li­chen Bereit­schafts­diens­tes in der Nacht, am Wochen­ende und an Feiertagen.


Fest für 25 Jahre Selbsthilfegruppen

Das Mar­tha-Früh­wirt-Zen­trum in Wien fei­ert den 25. Jah­res­tag sei­ner Grün­dung. Es war eine der ers­ten Ein­rich­tun­gen die­ser Art und beher­bergt seit 1986 medi­zi­ni­sche Selbst­hil­fe­grup­pen. Gegrün­det wurde das Zen­trum im zwei­ten Wie­ner Gemein­de­be­zirk vom dama­li­gen Gesund­heits­stadt­rat Alois Sta­cher und Mar­tha Früh­wirt, die zu die­sem Zeit­punkt Vor­sit­zende der Frau­en­selbst­hilfe nach Krebs war. Mitt­ler­weile sind in dem Haus 21 Selbst­hil­fe­grup­pen orga­ni­siert, unter ande­rem die Selbst­hil­fe­gruppe für Atem­wegs- und Lun­gen­er­kran­kun­gen, der Ver­ein „Aktion Kin­der­herz“ oder das Forum „fettsucht.at“. Otto Spran­ger, der Obmann des Zen­trums, for­derte beim Fest­akt eine gesetz­li­che Ver­an­ke­rung von Selbst­hil­fe­grup­pen samt ent­spre­chen­der finan­zi­el­ler Aus­stat­tung. Der­zeit dürfe man sich nicht wun­dern, wenn der­ar­tige Grup­pen immer mehr gedrängt wer­den, Finan­zie­rungs­an­ge­bote der Phar­ma­in­dus­trie anzunehmen.

ÖÄK-Prä­si­dent Dor­ner trifft Minis­te­rin Bea­trix Karl

Die zuneh­mende Belas­tung in den Ambu­lan­zen, Pro­bleme beim der­zeit gül­ti­gen Kar­rie­re­schema für Jung­ärzte, die Situa­tion rund um die Gerichts­me­di­zin in Wien sowie die Quo­ten­re­ge­lung für Medi­zin­stu­den­ten an den Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten Öster­reichs waren die zen­tra­len The­men bei einem Ter­min, den ÖÄK-Prä­si­dent Wal­ter Dor­ner kürz­lich bei Wis­sen­schafts­mi­nis­te­rin Bea­trix Karl wahr­ge­nom­men hat. Bekannt­lich sind Quo­ten­re­ge­lun­gen nun mög­lich – nach einem Urteil für die Bei­be­hal­tung von Zugangs­be­schrän­kun­gen in Bel­gien könnte sich auch für Öster­reich die Situa­tion ein­fa­cher gestal­ten. Des Wei­te­ren monierte Dor­ner, dass im Ent­wick­lungs­plan der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien die Ernäh­rungs­me­di­zin nicht mehr auf­scheint – obwohl die Zahl der über­ge­wich­ti­gen Kin­der und Jugend­li­chen in Öster­reich wei­ter ansteigt.

Medi­zin-Quote an Unis kann bei­be­hal­ten werden

Der Euro­päi­sche Gerichts­hof (EuGH) hat Öster­reich eine Tür für die Bei­be­hal­tung der Quo­ten­re­ge­lung an den Medi­zin-Unis geöff­net. In einem Urteil zu den Zugangs­be­schrän­kun­gen für EU-Aus­län­der an Hoch­schu­len in Bel­gien stellte er klar, dass diese zwar grund­sätz­lich nicht mit Uni­ons­recht ver­ein­bar sind, aller­dings „im Hin­blick auf das Ziel des Schut­zes der öffent­li­chen Gesund­heit gerecht­fer­tigt“ wären. Wis­sen­schafts­mi­nis­te­rin Bea­trix Karl betonte, damit würde auch die öster­rei­chi­sche Argu­men­ta­tion aner­kannt: „Wir brau­chen die Quo­ten­re­ge­lung, um den medi­zi­ni­schen Nach­wuchs und die Gesund­heits­ver­sor­gung sicher­zu­stel­len.“ In Öster­reich sind seit 2006 an den Medi­zin-Unis 75 Pro­zent der Plätze für Stu­den­ten mit öster­rei­chi­schem Matu­ra­zeug­nis, 20 Pro­zent für EU-Bür­ger und fünf Pro­zent für Nicht-EU-Bür­ger reser­viert.

Inter­net-Arz­neien: Inter­na­tio­nale Fälschungswelle

Mehr als 95 Pro­zent der im Inter­net ver­kauf­ten Arz­nei­mit­tel sind Fäl­schun­gen oder „Sub­stan­dard-Medi­ka­mente“, die meist aus Län­dern wie China, Indien und Hong Kong, aber auch aus Bra­si­lien und der Tür­kei stam­men, wie Exper­ten der AGES kürz­lich im Rah­men einer Pres­se­kon­fe­renz über Fak­ten und Ris­ken von Online-Apo­the­ken info­mier­ten. Der Groß­teil der Fäl­schun­gen betrifft Life­style-Prä­pa­rate wie Via­gra und andere Erek­ti­ons­hil­fen, Ana­bo­lika und Sucht­mit­tel. Dank stren­ger Kon­trol­len und dem Ver­bot von Inter­net­ver­sand bezie­hen sich in Öster­reich Medi­ka­men­ten­fäl­schun­gen nur auf unkon­trol­lier­ten Inter­net­han­del. Gefälschte Arz­neien machen rund 15 Pro­zent des Welt­han­dels aus.

Rech­nungs­hof: Kri­tik an Gesundheitsreform

In einem aktu­el­len Bericht kri­ti­siert der Rech­nungs­hof die man­gelnde Umset­zung der Gesund­heits­re­form 2005. Eine öster­reich­weite, inte­grierte Leis­tungs­an­ge­bots­pla­nung für alle Berei­che der Gesund­heits­ver­sor­gung wurde dem­nach bis­her nicht rea­li­siert, auch fehle bei­spiels­weise eine trans­pa­rente und umfas­sende Dar­stel­lung der Finan­zie­rung der öffent­li­chen Spi­tä­ler. Spe­zi­ell unter­sucht wurde von den Exper­ten des Rech­nungs­ho­fes die Situa­tion in Wien und in Tirol, wo im Zuge der Reform Lan­des­ge­sund­heits­fonds ein­ge­rich­tet wur­den. Dabei bestehen bemer­kens­werte Unter­schiede. So unter­lag der Tiro­ler Gesund­heits­fonds der Auf­sicht der Lan­des­re­gie­rung, gegen­über dem Wie­ner Gesund­heits­fonds bestand hin­ge­gen keine Auf­sicht. Auch die Finan­zie­rung erfolgte unter­schied­lich. Der Wie­ner Gesund­heits­fonds konnte im Gegen­satz zum Tiro­ler im Wesent­li­chen nur auf die Pflicht­bei­träge – etwa vom Bund oder den Sozi­al­ver­si­che­rungs­trä­gern – zurück­grei­fen. Der Rech­nungs­hof kri­ti­siert unter ande­rem man­gelnde Trans­pa­renz bei den Rech­nungs­ab­schlüs­sen und äußerte Beden­ken im Zusam­men­hang mit der „Leis­tungs­ori­en­tier­ten Kran­ken­an­stal­ten­fi­nan­zie­rung“. Sie hätte zu einem ein­heit­li­chen leis­tungs­ori­en­tier­ten Ver­gü­tungs­sys­tem in ganz Öster­reich füh­ren sol­len, tat­säch­lich seien aber die Abrech­nungs­er­geb­nisse in Wien und Tirol nicht ver­gleich­bar. Ähn­li­ches gilt für die „Regio­na­len Struk­tur­pläne Gesund­heit“. Außer­dem fehle eine bun­des­weit ein­heit­li­che Dia­gno­sen- und Leis­tungs­do­ku­men­ta­tion für den ambu­lan­ten Bereich. Nicht aus­rei­chend genutzt wird der so genannte Reform­pool, der medi­zi­ni­sche Leis­tun­gen aus dem sta­tio­nä­ren in den ambu­lan­ten Bereich bezie­hungs­weise umge­kehrt ver­la­gern sollte, wenn diese dort kos­ten­güns­ti­ger wären.

Euro­ba­ro­me­ter: Öster­reichs Spi­tä­ler sind Spitze

Als Bestä­ti­gung einer qua­li­täts­vol­len Arbeit sieht Harald Mayer, Kuri­en­ob­mann der Ange­stell­ten Ärzte in der ÖÄK, den Spit­zen­platz der hei­mi­schen Spi­tä­ler bei der aktu­el­len Euro­ba­ro­me­ter-Umfrage, bei der Pati­en­ten gefragt wur­den, wie sie das Risiko in Spi­tä­lern ein­schät­zen. Öster­reich schnitt dabei am bes­ten von allen 27 unter­such­ten EU-Staa­ten ab. Nur 19 Pro­zent sehen hier­zu­lande ein Risiko, wäh­rend eines Spi­tals­auf­ent­halts einen erns­ten Zwi­schen­fall zu erlei­den. Zum Ver­gleich: In Grie­chen­land, dem Schluss­licht der Tabelle, sind es 83 Pro­zent. Mayer dazu: „Die Kom­pe­tenz der öster­rei­chi­schen Spi­tals­ärz­tin­nen und Spi­tals­ärzte wird offen­sicht­lich von der Bevöl­ke­rung sehr posi­tiv beur­teilt. Frei­lich müs­sen wir uns anstren­gen, die­sen Sta­tus zu hal­ten. Denn stei­gende Spi­tals­fre­quen­zen und hohe zeit­li­che Anfor­de­run­gen brin­gen die Spi­tals­ärzte an phy­si­sche und psy­chi­sche Gren­zen.“ Mayer for­dert in die­sem Zusam­men­hang eine spür­bare Ent­las­tung der Spi­tals­ärzte, „ins­be­son­dere von der Hypo­thek der Spi­tals­am­bu­lan­zen“.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 9 /​10.05.2010