neu & aktuell: Politische Kurzmeldungen

25.04.2010 | Politik

Italien: Falscher Hoden entfernt

180.000 Euro Entschädigung erhielt ein junger Mann, dem in einem Spital im norditalienischen Verona vor sechs Jahren versehentlich ein gesunder Hoden entfernt worden war. Der Chirurg entfernte bei dem damals 27-Jährigen irrtümlich nicht den vom Krebs befallenen Hoden. Seit der Entfernung des erkrankten Hodens ist der junge Mann zeugungsunfähig.

Frankreich: Alarm wegen Brust-Implantaten

Die französischen Behörden haben den Verkauf von Brustimplantaten aus Silikon, bei denen es verstärkt zum Platzen derselben kommen kann, gestoppt. Die Herstellerfirma Poly Implant Prothese (PIP) hat für die Füllung ein anderes als bei der Zulassung angegebenes Silikon verwendet. In Österreich kamen generell keine Implantate dieser Firma zum Einsatz.

Bangladesch: Burka-Verbot im Spital

Ein Krankenhaus in Bangladesch hat dem weiblichen Personal das Tragen von Burkas verboten, nachdem immer mehr Diebstähle von Handys oder Geldtaschen gemeldet worden waren. Ärztinnen und Pflegerinnen müssen jetzt die Standarddienstkleidung tragen und Gesicht sowie Haare unbedeckt lassen. Der Islam ist Staatsreligion in Bangladesch; nur eine Minderheit trägt die Burka.

China: Kinder starben nach Schutzimpfung

Im Norden Chinas sollen Medienberichten zufolge mindestens vier Kinder nach einer Kombinations-Schutzimpfung gegen Encephalitis, Hepatitis B, Tollwut und andere Krankheiten gestorben sein. Vier der Kinder davon bekamen kurz danach Krämpfe und Fieber, obwohl sie zuvor gesund waren, und starben wenig später. Die Behörden erklärten, die Berichte seien „grundlegend falsch“.

Salzburg: kein Novalgin in Landeskliniken

Die Salzburger Landeskliniken (SALK) haben Novalgin aus der Medikamentenliste genommen. Es wird nur noch auf außerordentliche Anordnung der leitenden Ärzte gegeben. Damit reagieren die Kliniken auf Zwischenfälle Anfang April, bei denen es mit Novalgin gravierende Schwierigkeiten gegeben hatte: Eine 80-Jährige, der trotz einer Allergie dieses Schmerzmittel verabreicht worden war, ist im Landeskrankenhaus gestorben. Bei einem anderen Patienten, der das Medikament trotz Unverträglichkeit bekam, gab es Komplikationen. Der Fehler bei der Frau passierte, weil die Information zur Unverträglichkeit nicht in der Fieberkurve stand. Als eine Konsequenz werden künftig Patienten mit Allergien mit roten Handbändern unübersehbar gekennzeichnet.

Deutschland: Leichterer Zugang zum Medizinstudium

Der deutsche Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) will wegen drohenden Ärztemangels den Zugang zum Medizinstudium in Deutschland erleichtern. Er tritt für eine Abschaffung des Numerus clausus und für eine stärkere Berücksichtigung von Auswahlgesprächen ein. Von Seiten der Ärzte kommt Zustimmung zu den Plänen. Die Numerus clausus-Regelung in Deutschland hat in den vergangenen Jahren zu einem starken Andrang deutscher Medizinstudenten in Österreich geführt. Bei den Aufnahmetests am 9. Juli werden in Innsbruck zwei Drittel der Bewerber aus der EU und nur ein Drittel aus Österreich kommen. Einen erheblichen Ärztemangel sieht Rösler schon jetzt auf dem Land: „Wenn wir jetzt nicht handeln, wird das Problem schon in den nächsten zehn Jahren dramatisch“. Der Minister verwies auch auf das hohe Durchschnittsalter der 150.000 niedergelassenen Ärzte in Deutschland: Jeder zweite Allgemeinmediziner ist über 55 Jahre alt.

Kein Solarium für Jugendliche unter 18 Jahren

Wirtschafts- und Jugendminister Reinhold Mitterlehner (V) hat per Verordnung ein Solarium-Verbot für Jugendliche unter 18 Jahren erlassen. Demnach müssen alle Betreiber von Bräunungsgeräten sicherstellen, dass Jugendliche nicht mehr Zugang zu den Solarien haben. Die wichtigsten Punkte der Verordnung, die sich auf einen Fünf-Parteien-Entschließungsantrag im Parlament und entsprechende Studien der EU stützt: Die Solarienbenützung ist in Zukunft für unter 18-Jährige untersagt. Verantwortlich für die Einhaltung der neuen Bestimmung sind die Betreiber. Bis 1. September gibt es eine Übergangsfrist; dann drohen bei Kontrollen durch die Gewerbebehörden im Fall einer Übertretung bis zu 2.180 Euro Strafe.

Rauchverbot in kroatischen Lokalen

In Kroatien herrscht seit 10. April 2010 in Lokalen und Gasthäusern Rauchverbot. Wer beim Rauchen erwischt wird, muss umgerechnet bis zu 140 Euro Strafe zahlen. Der Kellner, der die Gäste nicht auf das Rauchverbot hinweist, muss mit einer Geldstrafe zwischen 70 und 140 Euro rechnen, den Lokalbesitzer kann die Übertretung des Rauchverbotes mehr als 2.000 Euro kosten. Einige wenige Lokale sind von der Bestimmung ausgenommen. Das Nichtraucherschutzgesetz in Kroatien trat im November 2008 in Kraft, wurde aber vor einem halben Jahr nach Protesten der Lokalbetreiber wieder gelockert. Mit dem Gesetz will das Gesundheitsministerium jene 70 Prozent der Kroaten schützen, die nicht rauchen, sowie Raucher zum Aufhören motivieren.

Rotarix: Auslieferung gestoppt

Der in Österreich an Babys verabreichte Impfstoff Rotarix wurde vorübergehend vom Markt genommen; auch Frankreich, Spanien und die US-amerikanische Gesundheitsbehörde haben diese Maßnahme ergriffen. Wegen einer Verunreinigung mit Schweinevirusteilen werde der Impfstoff zumindest für sechs Wochen nicht ausgeliefert, teilte AGES PharmMed-Bereichsleiter Univ. Prof. Marcus Müllner mit. Da der Erreger weder Tiere noch Menschen krank mache, bestehe zwar keine Gefahr; es soll aber geklärt werden, woher die Verunreinigung stammt, ehe das Mittel wieder verabreicht wird. Die Europäische Arzneimittelagentur hat trotz der Verunreinigung den Gebrauch des Impfstoffes weiter uneingeschränkt erlaubt, da sie darin kein Risiko sieht.

Krankenkassen: Probleme bei Beamten und Bauern

Die Sozialversicherungen der Beamten und der Bauern dürften die vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger vorgegebenen Finanzziele für die Krankenkassen verfehlen. Konsequenzen hat das keine: Weil die Sonderversicherungsträger keine Mittel aus dem seit heuer bestehenden Strukturfonds bekämen, können diese auch nicht gestrichen werden. Bei den Gebietskrankenkassen wäre das anders – von den Gebietskrankenkassen ist allerdings laut dem ersten Quartalsbericht des Hauptverbandes keine gefährdet. Der Hauptverband hat nach Vorgaben der Regierung den Kassen für heuer insgesamt Kostendämpfungen von 214 Millionen Euro vorgegeben. Tatsächlich wird nach aktuellen Prognosen heuer mit Einsparungen von 247 Millionen gerechnet, um 33 Millionen mehr als verlangt.

Kassenambulatorien unrentabel

Nur zwei von 28 Ambulatorien der Krankenkassen haben im Jahr 2008 positiv bilanziert. Dies geht aus einem Bericht des Gesundheitsministeriums über die Zahn-, Fach- und Physikoambulatorien in den Jahren 2006 bis 2008 hervor. Bei 14 von 28 Fachambulatorien haben die Erlöse im Jahr 2008 nicht einmal die Sach- und Personalkosten sowie den medizinischen Aufwand gedeckt. Sie sollten laut Prüfbericht geschlossen werden, „sofern die Versorgung der Patienten gesichert ist“. Das Gesundheitsministerium betonte allerdings, dass bei Kassen-Ambulatorien nicht allein die Rentabilität entscheidend sein dürfe, wichtig seien dabei auch die Versorgung der Bevölkerung und der soziale Aspekt. Nur bei einem Ambulatorium der Beamtenversicherung sei eine Schließung in Erwägung gezogen worden.

Gentech Kartoffel „Amflora“: Anbau bei uns verboten

Die gentechnisch veränderte Kartoffel „Amflora“ ist mit Zustimmung der EU-Kommission für die gesamte EU zum Anbau und für industrielle Verwendungen zugelassen, nicht jedoch als Lebensmittel. Gesundheitsminister Alois Stöger hat den Anbau für Österreich jedoch rechtzeitig vor Beginn der Anbausaison von Kartoffeln verboten: „Die österreichischen Konsumenten können sich somit sicher sein, dass Österreich weiterhin gentechnikfrei bleibt.“ Amflora soll vorrangig Stärke für die Papier-, Garn- und Klebstoffindustrie liefern.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 8 / 25.04.2010