neu & aktu­ell: Poli­ti­sche Kurzmeldungen

10.10.2010 | Politik

Ban­gla­desch: Milzbrand-Ausbruch

In Ban­gla­desch sind seit Ende August mehr als 580 Men­schen bei der Schlach­tung von erkrank­ten Kühen an Milz­brand erkrankt. Die Infek­ti­ons­krank­heit, die beim Men­schen töd­lich ver­lau­fen kann, hat sich nach Anga­ben der Behör­den bereits auf zwölf der 64 Bezirke des Lan­des aus­ge­brei­tet; bis­her wurde aller­dings noch kein schwe­rer Ver­lauf bekannt.

Kali­for­nien: Keuchhusten

Kali­for­nien erlebt den größ­ten Keuch­hus­ten-Aus­bruch seit mehr als 50 Jah­ren. Nach mehr als 4.000 Anste­ckungs- und Ver­dachts­fäl­len bis Mitte Sep­tem­ber for­der­ten die Behör­den die Bevöl­ke­rung drin­gend auf, sich imp­fen zu las­sen. An der hoch­gra­dig anste­cken­den Atem­wegs­er­kran­kung sind heuer schon neun Kin­der gestor­ben, davon acht Neugeborene.

Thai­land: neue H1N1-Welle befürchtet

Thai­land hat vor einem neuen Aus­bruch des Grip­pe­vi­rus H1N1 gewarnt, nach­dem inner­halb einer Woche drei Men­schen gestor­ben und 338 sich neu infi­ziert haben. Ins­ge­samt wer­den nach offi­zi­el­len Anga­ben des thai­län­di­schen Gesund­heits­mi­nis­ters Jurin Laksa­na­wi­sit der­zeit rund 11.000 Pati­en­ten wegen der Neuen Grippe behan­delt.

Wien: Obduk­tio­nen an der Gerichtsmedizin

Die Gerichts­me­di­zin der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien hat den Obduk­ti­ons­be­trieb wie­der auf­ge­nom­men. Im Auf­trag von Staats­an­walt­schaf­ten und Gerich­ten wer­den jähr­lich rund 400.500 Obduk­tio­nen vor­ge­nom­men. Die sani­täts­po­li­zei­li­chen Obduk­tio­nen wer­den wei­ter in den Spi­tä­lern des Kran­ken­an­stal­ten­ver­ban­des durchgeführt.


Medi­ka­mente in Deutsch­land viel teurer

Medi­ka­mente sind in Deutsch­land zum Teil mehr als 500 Pro­zent teu­rer als in ande­ren euro­päi­schen Län­dern. Wären Pil­len, Sal­ben und Infu­sio­nen so bil­lig wie etwa in Schwe­den, könn­ten die Kran­ken­kas­sen bis zu 9,4 Mil­li­ar­den Euro jähr­lich spa­ren, also fast ein Drit­tel ihrer der­zei­ti­gen Kos­ten, heißt es in dem kürz­lich ver­öf­fent­lich­ten Arz­nei­ver­ord­nungs­re­port 2010. Gesund­heits­mi­nis­ter Phil­ipp Rös­ler plant jetzt unter ande­rem erst­mals Kos­ten­de­ckel für neu­ar­tige Arz­neien, deren Preise die Phar­ma­in­dus­trie der­zeit frei­hän­dig fest­le­gen kann. Laut Report sind sol­che neuen, patent­ge­schütz­ten Arz­neien gegen Blut­hoch­druck, Dia­be­tes, Krebs oder andere schwere Krank­hei­ten für 80 Pro­zent des Kos­ten­an­stiegs ver­ant­wort­lich. Die 50 umsatz­stärks­ten Gene­rika seien im Durch­schnitt um 98 Pro­zent teu­rer als die ent­spre­chen­den Prä­pa­rate in Schweden.


Kärn­ten: Finanz­re­fe­rent in Gesund­heits­kom­mis­sion

In Kärn­ten wurde nach der Ver­ab­schie­dung eines neuen Geset­zes für die Kran­ken­an­stal­ten­be­triebs­ge­sell­schaft Kabeg SPÖ-Gesund­heits­lan­des­rat Peter Kai­ser völ­lig ent­mach­tet. Per Regie­rungs­be­schluss sind nun­mehr vor allem Finanz­lan­des­rat Harald Dober­nig (FPK) und ÖVP-Obmann Josef Mar­tinz für die Spi­tal­sa­gen­den zustän­dig. Der Kabeg-Auf­sichts­rat und das im Gesetz vor­ge­se­hene neue Exper­ten­gre­mium wer­den künf­tig von Dober­nig und Mar­tinz beschickt, Kai­ser hat nicht ein­mal ein Mit­spra­che­recht. Begrün­det wird die Ände­rung damit, dass Dober­nig und Mar­tinz in der Regie­rung für Per­so­nal zustän­dig seien. In der Bun­des­ge­sund­heits­kom­mis­sion wird als Kärnt­ner Ver­tre­ter künf­tig der Finanz­re­fe­rent anstelle des Gesund­heits­lan­des­ra­tes sit­zen. „Es muss im Gesund­heits­be­reich gespart wer­den, daher ist der Finanz­re­fe­rent der Rich­tige“, begrün­dete Lan­des­haupt­mann Ger­hard Dörf­ler die­sen Schritt.


Wie­ner Spi­tä­ler: Arm­bän­der zur Kennzeichnung

Mit akri­bi­scher Detail­ar­beit will der Wie­ner Kran­ken­an­stal­ten­ver­bund (KAV) Maß­nah­men zur Pati­en­ten­si­cher­heit wei­ter ver­bes­sern, kün­digte des­sen Gene­ral­di­rek­tor Wil­helm Mar­hold an. So ist eine Neu­re­ge­lung für Pati­en­ten-Arm­bän­der geplant, die ein­heit­lich im Spi­tals­ver­bund ver­wen­det wer­den sol­len. Das Wie­ner AKH hat sol­che Arm­bän­der schon seit län­ge­rer Zeit; in den KAV-Spi­tä­lern wird es in Zukunft weiße (all­ge­mein) geben sowie rote für Pati­en­ten mit bekann­ten und für die medi­zi­ni­sche Behand­lung rele­van­ten All­er­gien (Arz­nei­mit­tel, Kon­trast­mit­tel, Latex- und Lebens­mit­tel­all­er­gien). Hinzu kom­men rosa und blaue Arm­bän­der für Babys. Im KAV wer­den all­jähr­lich vier Mil­lio­nen Pati­en­ten von 32.000 Mit­ar­bei­tern behandelt.


Influ­enza: Impf­ak­tion 2010/​2011 läuft

Nur zehn Pro­zent der Bevöl­ke­rung haben sich im Vor­jahr einer Influ­enza-Imp­fung unter­zo­gen. Eine neue intrader­male Schutz­imp­fung soll auch Per­so­nen mit Nadel­angst zur Imp­fung bewe­gen. Das Sys­tem zeich­net sich durch eine 1,5 Mil­li­me­ter kurze und dünne Mikro­na­del aus, wodurch eine ein­fa­che, zuver­läs­sige und nahezu schmerz­freie Injek­tion mög­lich ist. Die Appli­ka­tion erfolgt in den M. del­to­ideus; weder ent­lüf­ten noch aspi­rie­ren sind erfor­der­lich. Die intrader­male Imp­fung ist der­zeit ab 18 Jah­ren mög­lich; bei Kin­dern hin­ge­gen kann sie nicht ein­ge­setzt wer­den. 25 bis 30 Pro­zent der Kin­der infi­zie­ren sich jähr­lich mit Influ­en­za­vi­ren. „Gerade Klein- und Schul­kin­der sind die ers­ten, die bei einer begin­nen­den Grip­pe­welle erkran­ken – und außer­dem oft schwe­rer und län­ger andau­ernd als Erwach­sene“, so Wil­helm Sedlak, Impf­re­fe­rent der ÖÄK. Der Experte plä­diert dafür, in die­ser Alters­gruppe mit der prä­ven­ti­ven Influ­enza-Imp­fung zu begin­nen. Der Impf­stoff ist in der Akti­ons­zeit bis 31. Dezem­ber 2010 zum Akti­ons­preis erhält­lich.

Mil­li­ar­den­scha­den durch Übergewicht

Die epi­de­mi­sche Aus­brei­tung von Über­ge­wicht in den USA ver­ur­sacht einer Stu­die des Washing­to­ner Broo­kings-Insti­tuts zufolge jähr­li­che Fol­ge­kos­ten von umge­rech­net mehr als 175 Mil­li­ar­den Euro. Die Summe setzt sich aus Aus­ga­ben für die medi­zi­ni­sche Behand­lung sowie aus volks­wirt­schaft­li­chen Fol­ge­kos­ten etwa für Krank­mel­dun­gen, ver­min­derte Pro­duk­ti­vi­tät und früh­zei­ti­ges Able­ben zusam­men. Allein die zusätz­li­chen ärzt­li­chen Behand­lungs­kos­ten für über­ge­wich­tige Erwach­sene kom­men in den USA auf jähr­lich 114,4 Mil­li­ar­den Euro; die Mehr­aus­ga­ben für über­ge­wich­tige Kin­der lie­gen bei 11,13 Mil­li­ar­den. Die volks­wirt­schaft­li­chen Fol­ge­kos­ten belau­fen sich der Stu­die zufolge auf rund 51,4 Mil­li­ar­den Euro.


Kör­per­scan­ner im Test: ein Flop

Tests mit den Kör­per­scan­nern auf meh­re­ren ita­lie­ni­schen Flug­hä­fen sind geschei­tert, erklärte die amt­li­che Luft­fahrt­be­hörde Enac: „Mit den Kör­per­scan­nern dau­ern die Pas­sa­giers­kon­trol­len ein­fach zu lange. Mit den nor­ma­len Kon­trol­len mit Abtas­tung geht es schnel­ler.“ Außer­dem sei das Bild der Pas­sa­giere, das die Geräte pro­du­zie­ren, zu unscharf und nicht in der Lage, die not­wen­di­gen Sicher­heits­stan­dards bei den Kon­trol­len zu garan­tie­ren. Ärzte warn­ten auch von den gesund­heits­ge­fähr­den­den Aus­wir­kun­gen der Rönt­gen­strah­lung der Body­scan­ner. Die Kör­per­scan­ner wur­den bei Pas­sa­gie­ren getes­tet, die in die USA reis­ten. Sie konn­ten sich aller­dings wei­gern, sich von den Kör­per­scan­nern foto­gra­fie­ren zu las­sen und wur­den dann den nor­ma­len Kon­trol­len mit Abtas­tung unterzogen.

China: Wider­stand gegen Masern-Impfung

Seit bekannt wurde, dass die chi­ne­si­sche Regie­rung 100 Mil­lio­nen Kin­der gegen Masern imp­fen will, herrscht Unruhe in der Bevöl­ke­rung. Bei den Behör­den sind zahl­rei­che Anfra­gen ein­ge­gan­gen; in Inter­net­fo­ren wer­den besorgte Mei­nun­gen ver­öf­fent­licht und über SMS-Nach­rich­ten wer­den sogar Ver­schwö­rungs­theo­rien ver­brei­tet, wonach die Imp­fun­gen gefähr­lich seien. Die Skep­sis in der Bevöl­ke­rung hängt mit einem Ver­trau­ens­ver­lust gegen­über der Regie­rung zusam­men, der ein unzu­rei­chen­der Umgang mit Krank­hei­ten wie der Lun­gen­krank­heit SARS, der Vogel­grippe und jüngst der Cho­lera vor­ge­wor­fen wird. Die Masern-Imp­fung wird von der WHO unter­stützt; Peking hofft, mit dem Gesund­heits­pro­jekt die Masern im Land auszurotten.

Tiro­ler UMIT ver­liert Zulassung

Der für die Zulas­sung von Pri­vat­uni­ver­si­tä­ten bezie­hungs­weise deren Stu­di­en­pro­gram­men zustän­dige Akkre­di­tie­rungs­rat (ÖAR) hat der Tiro­ler Pri­vat­uni­ver­si­tät für Gesund­heits­wis­sen­schaf­ten, Medi­zi­ni­sche Infor­ma­tik und Tech­nik (UMIT) die Akkre­di­tie­rung des Dok­to­rats­stu­di­ums Gesund­heits­wis­sen­schaf­ten ent­zo­gen. Die Begrün­dung: Ange­sichts der gro­ßen Zahl der Stu­die­ren­den sei keine geeig­nete qua­li­ta­tive Betreu­ung in allen Pha­sen des Stu­di­ums gege­ben. Die Begut­ach­tung durch externe inter­na­tio­nale Gut­ach­ter habe dar­über hin­aus schwere Män­gel sowohl in der Durch­füh­rung als auch in der wis­sen­schaft­li­chen Aus­rich­tung des Stu­di­ums erge­ben, womit die Ver­gleich­bar­keit mit inter­na­tio­na­len Stan­dards nicht mehr gege­ben war. Die Unzu­läng­lich­kei­ten beträ­fen aus­schließ­lich das Dok­to­rats­stu­dium der Gesund­heits­wis­sen­schaf­ten und nicht die Stu­di­en­gänge ande­rer Fach­be­rei­che. Für die betrof­fe­nen Dok­to­ran­den will das Rek­to­rat nun eine Über­gangs­lö­sung suchen.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 19 /​10.10.2010