Interview – Landesrat Peter Rezar: „Es geht alles nicht so schnell“

25.09.2010 | Politik



Peter Rezar, Gesundheitslandesrat des Burgenlandes, nimmt im Interview mit Ruth Mayrhofer Stellung zur aktuellen Debatte rund um die Spitäler, zu einer optimierten Vernetzung zwischen extra- und intramuralem Bereich und zum zukünftigen Gehaltsschema der Spitalsärzte in seinem Bundesland.

ÖÄZ: Die politischen Karten im Burgenland wurden aufgrund der Ergebnisse der jüngsten Landtagswahl durchaus neu gemischt. Welche Auswirkungen wird dies auf die Gesundheitspolitik in Ihrem Bundesland haben?
Rezar: Ich freue mich sagen zu können, dass wir im Bereich der Gesundheitspolitik einen breiten Konsens finden konnten. Alle Mitglieder der Landesregierung bekennen sich dazu, im Burgenland eine bedarfsgerechte, flächendeckende Gesundheitsversorgung auf hohem Qualitätsniveau zu gewährleisten. Wir bekennen uns aber auch dazu, Strukturanpassungen und Effizienz steigernde Organisationsmaßnahmen vorzunehmen.

Finanz-Staatssekretär Andreas Schieder hat aufgrund des Expertenberichtes seitens IHS, Rechnungshof und WIFO eine Effizienzerhöhung in den Spitälern gefordert. Alle Landeshauptleute haben seinen Vorstoß vehement abgelehnt. Wie stehen Sie dazu?
Ich halte diese Diskussion für entbehrlich, sie wurde teilweise sehr unsachlich geführt und hat zu einer großen Unsicherheit bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführt. Die Vorschläge sind unausgegoren und unreflektiert und berücksichtigen nicht die unterschiedlichen Rahmenbedingungen im ländlichen und städtischen Bereich. Die Landespolitik möchte für die Bevölkerung eine wohnortnahe und qualitätsgesicherte Gesundheitsversorgung. Daher gibt es eine Standortgarantie für alle fünf burgenländischen Krankenanstalten.

Wie wollen Sie im Burgenland in Zeiten der schmalen Börsen den Erhalt der Leistung der Spitäler und die Versorgungssicherheit der burgenländischen Patienten insgesamt langfristig absichern?
Es ist klar, dass wir Kosten dämpfende Maßnahmen setzen müssen, damit die Gesundheitsversorgung auch in Zukunft gesichert werden kann. Es ist notwendig, in Schwerpunktkrankenanstalten bestimmte Leistungsangebote zu konzentrieren und für kleinere, regionale Krankenanstalten Spezialisierungen vorzunehmen sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu stärken. Zur Effizienzsteigerung sollten Synergiepotentiale durch Kooperationen innerhalb und zwischen den Versorgungssektoren nutzbar gemacht werden. Zudem sollen Strukturanpassungen und Effizienz steigernde Organisationsmaßnahmen
vorgenommen werden.

Im burgenländischen Landtag soll in Kürze ein neues Gehaltsschema für Ärzte an den burgenländischen Krankenhäusern verabschiedet werden, das speziell für den ärztlichen „Mittelbau“, also für Ober- und Assistenzärzte, Vorteile bringen soll. Wird dieses Gehaltsschema, so wie es jetzt vorliegt, Ihrer Meinung nach durchgehen?
Ja, ich gehe davon aus.

Sie haben sich in einem ÖÄZ-Interview 2009 für eine Vernetzung zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern à la styriamed. net in der Steiermark ausgesprochen und das auch für das Burgenland als einen „guten Schritt in eine richtige Richtung“ bezeichnet. Welche konkreten Schritte haben Sie seitdem für eine solche Weichenstellung gesetzt?
Das Entlassungsmanagement, das in allen burgenländischen Spitälern installiert wurde, war ein erster wichtiger Schritt. Dieser muss nun auf andere Bereiche ausgeweitet und die Vernetzung muss standardisiert werden. Leider geht dies nicht so schnell, wie ich mir das wünschen würde. Ich lege jedenfalls großen Wert darauf – auch in zahllosen persönlichen Gesprächen – Werbung für die verstärkte Vernetzung zu machen. Im Herbst werde ich Vertreter der Ärztekammer und der Krankenanstalten zu einer Arbeitssitzung zu diesem Thema einladen. Ich erwarte mir von einer verstärkten Vernetzung auch einen Kosten dämpfenden Effekt.

 

Zur Person

Dr. Peter Rezar

  • Geboren 1956, verheiratet, zwei Kinder
  • Handelsakademie in Feldbach/Steiermark
  • Studium der Rechtswissenschaften an der Karl Franzens-Universität Graz, Promotion 1981
  • Rechtspraktikum und Eintritt in den Landesdienst 1981
  • Seit 1990 Bezirksparteivorsitzender der SPÖ Oberpullendorf
  • 1990-1991 Mitglied des Bundesrates
  • 1991-1999 Mitglied des burgenländischen Landtages und Klubobmann des SPÖ-Landtagsklubs
  • 1997-1999 Mitglied des Gemeinderates der Stadtgemeinde Oberpullendorf
  • Seit 1999 Mitglied der burgenländischen Landesregierung und Landesrat mit den Zuständigkeitsgebieten Gesundheit, Krankenanstalten, Lebensmittelaufsicht, Soziales, Altenwohn- und Pflegeheime, Hauskrankenpflege/Soziale Dienste, Jugendwohlfahrt und Arbeitnehmerförderung.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 / 25.09.2010