Interview – Univ. Prof. Dr. Christian Kolbitsch: Der Zukunft angepasst

10.03.2010 | Politik


Der Zukunft angepasst!

Jeder Kandidat, der die österreichische Facharztprüfung für Anästhesie und Intensivmedizin ablegen möchte, muss ab 2010 zuvor den ersten Teil der Europäischen Diplomprüfung absolvieren, wie der Vorsitzende des Prüfungsausschusses für die österreichische Facharztprüfung Anästhesie und Intensivmedizin, Univ. Prof. Christian Kolbitsch, informiert.


ÖÄZ: Warum gibt es diese Neuerung?

Kolbitsch: Bereits bisher legten mehr als 90 Prozent aller Kandidaten für die Facharztprüfung Anästhesie und Intensivmedizin im Vorfeld die EDA Part I-Prüfung ab, die von der European Society of Anaesthesiology abgehalten wird. Mit der Einbindung in die österreichische Facharztprüfung erleichtern wir den jungen Kollegen den Weg durch die Prüfung.

Wie viele Kandidaten bestehen die Facharztprüfung im Durchschnitt?
Die Bestehensrate liegt derzeit zwischen 90 und 95 Prozent. Genauer aufgeschlüsselt zeigen sich allerdings deutlich Vorteile für jene Kandidaten, die zuvor EDA Part I abgelegt haben, was ja bisher nicht vorgeschrieben war. Die Bestehensrate der EDA Part I-Kandidaten liegt zwischen 95 und 100 Prozent. Dagegen bestehen von jenen, die die europäische Prüfung im Vorfeld nicht abgelegt haben, lediglich 70 bis 85 Prozent.

Warum muss man EDA Part I nicht bestehen, wird aber zur Facharztprüfung trotzdem zugelassen?
Wir wollten den Kandidaten entgegen kommen, da ohnehin die Mehrzahl der Prüflinge die europäische Diplomprüfung absolviert. Wir wollen aber niemanden unnötig unter Druck setzen. Deshalb gilt für jene Kandidaten, die EDA Part I nicht bestehen, die ursprüngliche Prüfungsregelung mit acht zu lösenden Fallbeispielen.

Warum liegen die Nichtbestehensraten bei der Facharztprüfung bei jenen Kandidaten, die EDA Part I bisher nicht abgelegt haben, doch relativ hoch?
Jene Kandidaten, die in der Vergangenheit die EDA Part I-Prüfung absolviert haben, wiesen eine breitere und strukturiertere Durchdringung des Faches auf, als jene, die bisher ausschließlich zur österreichischen Facharztprüfung angetreten sind. Das ist ebenfalls einer der Gründe, warum wir ab 2010 den ersten Teil der Europäischen Diplomprüfung in den vorgeschriebenen Prüfungsablauf integriert haben.

Wie können sich Kandidaten optimal auf die Prüfung vorbereiten?
Es gibt keine anerkannten Vorbereitungskurse auf die Facharztprüfung. Die Ausbildungsblockkurse in Salzburg sind Teil des vorgeschriebenen Ausbildungs-Curriculums. Allerdings ist klar, dass sich die Kandidaten darüber hinaus natürlich auch selbstständig in das Fach vertiefen müssen. Literaturempfehlungen zum Selbststudium gibt es auf der Website der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin sowie auf der Website der European Society of Anaesthesiology.

Die Europäische Diplomprüfung für Anästhesiologie und Intensivmedizin besteht aus zwei Teilen. Welche Vorteile bieten sich für Anästhesisten, die die gesamte Prüfung abgelegt haben?
Neben dem breiten Wissen, über das die Kandidaten verfügen, wenn sie die gesamte Europäische Diplomprüfung erfolgreich abgelegt haben, erhöhen sich dadurch natürlich die Chancen, sich erfolgreich auf einem gesamteuropäischen aber auch internationalen Arbeitsmarkt zu positionieren.

Prüfungsablauf:

Ab 1. Juni 2010 besteht die Facharztprüfung Anästhesiologie und Intensivmedizin aus:

1) Einem theoretischen Multiple Choice Test im Rahmen der europäischen EDA Part I-Prüfung. Das Antreten bei der EDA Part I-Prüfung ist Voraussetzung zur Zulassung bei der ÖÄK-Facharztprüfung. Das Bestehen der EDA Part I-Prüfung ist nicht Voraussetzung für einen Antritt zur ÖÄK-Facharztprüfung.

2) einer strukturierten mündlichen ÖÄK-Facharztprüfung, bei welcher jeder Kandidat vier theoretische und vier praktische Fallbeispiele (bei positivem Absolvieren von EDA Part I verkürzt auf vier praktische Fallbeispiele) lösen muss.

Die Prüfungsgebühr für alle Teile der Prüfung beträgt ab 1. Jänner 2010 insgesamt 780 Euro. Die Kosten für das Antreten bei der EDA Part I-Prüfung werden einmalig auf die Prüfungsgebühr gutgeschrieben.

Tipp:
www.oegari.at
www.euroanesthesia.org

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2010