editorial: Dr. Agnes M. Mühlgassner

10.06.2010 | Politik

(c) Foto Weinwurm

Kaum jemand studiert Medizin, um schließlich Lieferant zu werden – oder kennen Sie jemanden? Christoph Leitl, Obmann der SVA, sieht das anders: für ihn sind Patienten Kunden und Ärzte Lieferanten, wie er am 1. Juni, dem ersten Tag der vertragsfreien Zeit zwischen ÖÄK und SVA, im Interview mit einer österreichischen Tageszeitung erklärte. Eine kühne Vorstellung, wie unser Gesundheitssystem funktioniert oder funktionieren soll. Wird doch damit insinuiert, dass Ärzte Gesundheit – was immer man darunter versteht – liefern und der Kunde Patient entscheidet, wie viel er wann wie oft erhält… Ärzte sind keine Fließbandarbeiter und schon gar nicht Lieferanten; Patienten wiederum befinden sich aufgrund von Schmerzen, Angst etc. in einer Ausnahmesituation und können demnach nicht wirklich Kunden sein. Und der Wunsch nach einer Systemänderung kommt nicht von den Versicherten.

Dass die SVA zehn Tage vor Vertragsende noch ein Papier für eine völlige Systemänderung präsentiert hat – nachdem man zuvor schon ein Jahr erfolglos verhandelt hat – sei noch nebenbei erwähnt…

Herzlichst,

Chefredakteurin

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2010