editorial: Dr. Agnes M. Mühlgassner

10.05.2010 | Politik

(c) Foto Weinwurm

Würden Sie freiwilllig um 20 Prozent mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung arbeiten, ohne dass diese Mehrbelastung finanziell abgegolten würde? Kein Mensch würde das tun, nur: In Österreich gibt es eine Berufsgruppe, die schon seit Jahr und Tag unter diesen Vorgaben Höchstleistungen erbringt: die Spitalsärztinnen und Spitalsärzte. Und sie zahlen einen enormen Preis dafür: Gastritis und Beeinträchtigungen im Magen-Darm-Trakt durch die unregelmäßige Nahrungsaufnahme, Schlafstörungen und verlängerte Reaktionszeiten, ein höheres Brustkrebsrisiko bei Ärztinnen u.a. Nach 15 bis 20 Jahren schließlich sind die meisten chronisch krank.

Die ÖÄK fordert daher die Implementierung eines Lebensarbeitszeitmodells: Die Pensionsberechnung soll nicht nur die Anzahl der Beitragsjahre, sondern auch die Lebensarbeitszeit sowie die Arbeitsleistung unter erschwerten Bedingungen berücksichtigen.

Denn so wie alle anderen Arbeitnehmer nach ihrer aktiven Berufstätigkeit haben auch Spitalärzte den – berechtigten – Wunsch, bei guter Gesundheit in Pension gehen zu können.

Herzlichst,

Chefredakteurin

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2010