Umwelt- und Klimaschutz: Richtig heizen mit Holz

10.10.2010 | Medizin

Der unbedachte Umgang, ungeeignete Brennstoffe oder das Verbrennen von Abfallresten sind verantwortlich für gefährliche Schadstoffemissionen, die ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen. Eine Initiative des Lebensministeriums gibt Tipps und Tricks für den richtigen Umgang mit dem Brennstoff Holz.
Von R. Jöbstl und G. Oberfeld*

Mehr als 5.000 Fälle von verfrühter Mortalität aufgrund einer chronischen Belastung, 3.000 bis 6.000 Fälle von chronischer Bronchitis und zigtausend Asthma-Attacken bei Kindern und Erwachsenen in Österreich kann man auf die Belastung mit Feinstaub zurückführen. In stark belasteten Gebieten und urbanen Regionen wie Graz, Linz und Wien sind die Effekte am stärksten; die Feinstaubbelastung kann die Lebenserwartung je nach Wohnort um mehrere Monate verringern.

Verkehr, Ferntransport und Hausbrand

Verantwortlich für Feinstaub-Emissionen und die ebenso gefährlichen persistenten organischen Schadstoffe (persistant organic pollutants – POPs) sind neben dem Verkehr und Kraftwerken besonders falsch betriebene Kohle- und Holzheizungen. Während moderne, automatisch gesteuerte Biomasse-Kessel (Pellets, Hackschnitzel, Stückholz) bereits sehr geringe Feinstaub-Emissionswerte nahe den Nachweisbarkeitsgrenzen erreichen, sind schlecht betriebene Holzheizungen wahre Umweltsünder. Hier entstehen zusätzlich zum normalen Feinstaub die besonders gesundheitsschädlichen POPs.

Die festen Bestandteile des Rauchs sind zu 90 Prozent Feinstaub; das sind Partikel mit einer Größe von zehn Mikrometer (μm) und kleiner. Aufgrund ihrer Größe können sie den Nasen-Rachenraum passieren und so in die Lunge gelangen. Die an den Feinstaubteilchen angelagerten POPs und Schwermetalle werden über das Blut in den Körper und die Organe weitertransportiert. Die gesundheitlichen Auswirkungen sind mannigfaltig und in verschiedenen Studien belegt. Steigende Feinstaubbelastung von Schwangeren erhöht das Risiko für eine Frühgeburt. Kinder mit Asthma haben stärkere Symptome, wie Husten und Atemnot. Feinstaub verursacht die Verschlechterung von Herz-/Kreislauferkrankungen und die Zunahme von chronischen Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD. Die Langzeitbelastung mit hohen Feinstaub-Konzentrationen führt zu chronischen Entzündungsreaktionen und zu einer Beeinträchtigung des Immunsystems. Diese können im Gehirn die Gedächtnisleistungen beeinträchtigen und neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson verstärken.

Jeder ist gefragt, mit seinem Verhalten die Feinstaubbelastung zu minimieren. POP- und Feinstaubemissionen aus dem eigenen Holzofen lassen sich einfach vermeiden.

  • Zum Heizen grundsätzlich nur trockenes, naturbelassenes Holz verwenden.
  • Richtig heizen mit Holz bedeutet rauchfrei heizen. Ein richtig betriebener Holzofen ist nach wenigen Minuten rauchfrei. Die richtige Anzündmethode und das richtige Brennmaterial helfen dabei (siehe Kasten).
  • Keinesfalls Spanplatten, lackiertes oder behandeltes Holz sowie brennbare Anteile des Hausmülls verbrennen. Bereits geringe Mengen an PVC von beschichtetem Papier verursachen massive Dioxin-Emissionen. Es entstehen gesundheitsschädliche Abgase und Ablagerungen im Ofen und in der Asche.

 

 

Initiative: Richtig heizen mit Holz

Die Initiative „Richtig heizen mit Holz“ ist eine Kooperation des Lebensministeriums mit der Österreichischen Ärztekammer, den Ärztinnen und Ärzten für eine gesunde Umwelt, der Bundesinnung der Rauchfangkehrer und weiteren Partnern. Als Ärztin und Arzt sind Sie der erste Anlaufpunkt für alle gesundheitlichen Fragen Ihrer Patientinnen und Patienten. Weisen Sie sensible Personengruppen auf die Gefahren der Feinstaubbelastung und der Bedeutung des richtigen Heizens mit Holz hin.

Weitere Informationen zum rauchfreien Anzünden bieten der Folder „Richtig heizen“ und das Informationsblatt für RauchfangkehrerInnen, die unter www.richtigheizen.at erhältlich sind.

Ärztinnen und Ärzte können Informationsbroschüren zum Thema „Richtig heizen mit Holz“ unter www.richtigheizen.at kostenlos bestellen.

 

 

„Der Umstieg auf erneuerbare Energie ist Gebot der Stunde. Holz als nachwachsender Rohstoff spielt dabei eine zentrale Rolle. Bei richtiger Handhabung schützen Sie beim Heizen mit Holz die Umwelt und Ihre Geldbörse.“
Niki Berlakovich

 

 

Tipp:
Weitere Informationen zur richtigen Anzündmethode und über das richtige Brennmaterial gibt es unter www.richtigheizen.at

Literatur bei den Verfassern

*) Mag. Roland Jöbstl/Umweltbundesamt und Dr. Gerd Oberfeld/Referent für Umweltmedizin der ÖÄK

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2010