neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

25.11.2010 | Medizin

Testosterontherapie: kurzer Effekt

Eine Testosterontherapie bessert zwar die Muskelkraft und Lebensqualität bei älteren Männern, sechs Monate nach Ende der Therapie verpufft der Effekt aber wieder, wie eine Studie der Universität Manchester an 274 Senioren zeigt. Alle Senioren hatten niedrige Testosteronspiegel und erhielten sechs Monate lang Testosteron-Gel oder Placebo. Besser sei es, auf Ernährung und Krafttraining zu setzen.
APA/Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism

Jugendliche: Depression kehrt zurück

Leiden Jugendliche an einer Depression, hilft eine dreimonatige Kurzzeittherapie (Verhaltenstherapie und/oder Antidepressiva). Bei 189 von 196 Jugendlichen zeigte sich eine Besserung. Allerdings kehrte bei 88 der Betroffenen die Depression innerhalb von 5 Jahren zurück. Gefährdet waren vor allem Mädchen sowie Jugendliche, die auch Angststörungen oder Suizidgedanken hatten.
APA/Archives of General Psychiatry

Denken: Abschweifen macht unglücklich

2.250 iPhone-Nutzer wurden mit einer speziellen Software zu verschiedenen Tageszeiten nach ihrer Aktivität, Zufriedenheit und gedanklichen Präsenz befragt. Fazit: 47 Prozent der Zeit waren die Befragten mit ihren Gedanken nicht bei ihrer momentanen Beschäftigung – und fühlten sich darüber hinaus dabei eher unglücklich.
APA/Science

Gewalt im Fernsehen stumpft ab

In der funktionellen MRT beobachteten Forscher bei jungen Männern umso weniger Aktivität im orbitofrontalen Kortex, der für emotionale Reaktionen zuständigen Hirnregion, je mehr Gewaltbilder die Jugendlichen ansahen. Laut dem US-amerikanischen Wissenschafter Jordan Grafman fungiere diese Hirnregion normalerweise als „Bremse“ für aggressives Verhalten.
APA/Social Cognitive and Affective Neuroscience

Negatives Denken beeinflusst Schmerzempfinden

Schmerzen können laut einer Studie von Hamburger und Mainzer Forschern Kopfsache sein. „Wer sich Schmerzen einbildet, wird früher oder später auch welche haben“, so Studienleiter und Neurowissenschafter Arne May vom Hamburger Universitätsklinikum. Bei Tests wurden Probanden täglich einem leichten Schmerz durch Hitze ausgesetzt, der aber durch Gewöhnung normalerweise abnimmt. Einigen Probanden wurde gesagt, dass der Schmerz zunehmen würde. Es zeigte sich, dass das Schmerzgefühl zwar nicht stieg, aber konsequent gleich blieb. Dies stelle ein Gegenstück zum Placebo-Effekt dar. Für diesen „Nocebo-Effekt“ ist das Operculum der Inselrinde im Gehirn verantwortlich. „Damit haben wir den Beweis, dass sich schon eine einmalig gegebene Information auf das Schmerzerleben auswirken kann.“ Im Alltag bedeute dies, dass Ärzte vorsichtig sein müssten, was sie vor ihren Patienten sagten. Bewusst oder unbewusst gegebene Informationen würden den Verlauf und damit die Erfolgsaussichten einer Therapie beeinflussen.
APA

Erhöhtes Darmkrebsrisiko durch Hormontherapie

Laut einer Studie von Forschern des Kantonsspitals St. Gallen hatten jene Prostatakrebspatienten, bei denen der Testosteronspiegel gezielt gesenkt worden war, ein deutlich erhöhtes Darmkrebsrisiko. Das zeigt eine Auswertung der Daten von rund 108.000 Patienten aus den USA. Besonders hoch war das Darmkrebsrisiko bei Patienten, denen die Hoden operativ entfernt worden waren: Bei 1.000 von diesen Männern entwickelten durchschnittlich 6,3 innerhalb eines Jahres Darmkrebs. Bei der chemischen Kastration sind es 4,4; bei Krebspatienten ohne Hormontherapie nur 3,7. Das Risiko stieg mit der Dauer der Hormontherapie. Die Forscher raten, die Vor- und Nachteile der Hormontherapie bei Prostatakrebs gut abzuwägen.
APA/The Journal of The National Cancer Institute

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2010