neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

25.05.2010 | Medizin

Herzerkrankungen durch Süßstoff

Je mehr industriell zugesetzte Süßstoffe Probanden zu sich nehmen, desto ungünstiger sind ihre Blutfettwerte: Das HDL-Cholesterin sinkt und Triglyceride nehmen stark zu. Das zeigt eine Studie der Emory Universität in Atlanta, die 6.000 Erwachsene, die zwischen drei und 46 Teelöffel industriellen Süßstoff zu sich nahmen, untersuchte. Natürlicher Zucker wurde nicht berücksichtigt.
APA/JAM

Drittes Brustkrebs-Gen entdeckt

Forscher des Münchner Klinikums rechts der Isar lokalisierten in einer Genom-Studie an 1.100 Risikofamilien ein neues Brustkrebs-Gen namens RAD51C. Es ist mit einem Risiko von 60 bis 80 Prozent für ein Mammakarzinom und mit 20 bis 40 Prozent für ein Ovarialkarzinom korreliert. Die beiden bisher bekannten Risiko-Gene BRCA1 und BRCA2 wurden vor 15 Jahren entdeckt.
APA/Nature Genetics

Babyschwimmen fördert Gleichgewicht

Kinder, die im Alter von zwei bis sieben Monaten regelmäßig wöchentlich an Wassergymnastik teilnehmen, weisen im Alter von fünf Jahren bessere motorische Fähigkeiten auf. Sie können besser Seilhüpfen, auf Zehenspitzen gehen oder auf einem Fuß balancieren. Das zeigt eine norwegische Studie der Universität Trondheim an 38 Kindern, von denen die Hälfte regelmäßig Wassergymnastik absolvierte.
APA/Child Care, Health and Development

Fischöl-Kapseln ohne Wirkung

In einer zweijährigen Studie der London School of Hygiene & Tropical Medicine konnten die Fischöl-Kapseln zwar die Menge von Omega 3-Fettsäuren im Blut steigern, allerdings blieben Gedächtnis und Konzentration unbeeinflusst. Die Wissenschafter untersuchten 900 gesunde Senioren im Alter von 70 bis 80 Jahren; ein Teil von ihnen erhielt Fischöl-Kapseln, der andere Placebos.
APA/American Journal of Clinical Nutrition

„Mozart-Effekt“ widerlegt

Das Hören der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart führt nicht – wie bisher angenommen – zu einer leistungssteigernden Wirkung auf die Raumvorstellung. Dies hatte die US-amerikanische Psychologin Frances H. Rauscher 1993 publiziert. In einer Meta-Analyse der Universität Wien, im Rahmen derer 39 Studien mit mehr als 3.000 Probanden ausgewertet wurden, konnte dieser Effekt nicht bestätigt werden. „Ich empfehle jedem, Mozarts Musik zu hören, aber die Erwartung, dadurch eine Steigerung der eigenen kognitiven Leistungsfähigkeit zu erzielen, ist nicht erfüllbar“, so Studienleiter Jakob Pietschnig. Der „Mozart-Effekt“ wurde übrigens kürzlich von US-amerikanischen Psychologen an die sechste Stelle der 50 größten Mythen der populären Psychologie gereiht; an erster Stelle steht: die Ansicht, dass wir nur zehn Prozent unseres Gehirns tatsächlich benutzen.
APA/Intelligence

Früher TV-Konsum schadet Kindern

Kleinkinder, die mehr als zwei Stunden täglich fernsehen, haben später in der Schule besonders häufig Probleme mit Klassenkameraden, werden häufiger gehänselt, zurückgewiesen oder auch angegriffen. Darüber hinaus waren sie – viele Jahre später – am Wochenende um 13 Prozent weniger aktiv, betätigten sich insgesamt um neun Prozent weniger sportlich, verhielten sich passiver im Unterricht und wogen als Zehnjährige um fünf Prozent mehr. Das geht aus einer kanadischen Langzeitstudie der Universität Montreal, der Universität von Michigan und dem Forschungszentrum des Sainte-Justine-Uniklinikums hervor, die die Entwicklung von 1.314 Kindern im Alter von 29 bis 53 Monaten untersuchte. Studienleiterin Linda S. Pagani: „Die frühe Kindheit ist eine entscheidende Zeit für die Entwicklung des Gehirns und die Entstehung von Verhalten“. Für die Untersuchung ließen die Wissenschafter die Eltern der Zwei- bis Vierjährigen ein Tagebuch über das Fernsehverhalten führen; im Alter von zehn Jahren erstellten die Lehrer einen ausführlichen Bericht über das Verhalten der Schüler.
APA/Archives of Pediatric & Adolescent

Herzschwäche durch Anabolika

Laut den Wissenschaftern des Massachusetts General Hospital in Boston führt Anabolika-Konsum zwar zu einer größeren Muskelmasse, allerdings auch zu einer Einschränkung der Pumpkraft. Die Forscher untersuchten die Herzfunktion von 19 Gewichthebern, von denen zwölf jahrelang regelmäßig Anabolika einnahmen. Diese wiesen zwar im Vergleich zu den übrigen Probanden eine größere Muskelmasse auf; allerdings: Bei zehn der zwölf Anabolika-Nutzern lag die Pumpfunktion der linken Herzkammer unter 55 Prozent, dem Grenzwert für eine gesunde Auswurfleistung. Nur einer der anderen sieben Testpersonen hatte einen ähnlich schlechten Wert. Auch die Entspannungsphase des Herzens war vom Anabolika-Gebrauch beeinträchtigt. „Das Herz ist eines der Organe, das von langfristigem Steroidgebrauch negativ beeinflusst wird“, so Studienleiter Aaron Baggish.
APA/Circulation

Mäuse können Morphin produzieren

Eine körpereigene Morpinproduktion konnte ein deutsch-amerikanisches Forscherteam der Technischen Universität Dortmund und des Pflanzen-Forschungsinstituts Donald Danforth in St. Louis (Missouri) nachweisen. Die Wissenschafter spritzten den Mäusen markiertes Tetrahydropapaverolin (THP). Diese Substanz wird in Mohnpflanzen in einem komplexen Prozess zu Morphin umgewandelt. „Die Tiere müssen also über ein ausgefeiltes Enzym-System verfügen, das sie in die Lage versetzt, eigenständig Morphin herzustellen“, so der Forscher Michael Spiteller. Vorstellbar sei, dass Mäuse und vielleicht auch Menschen möglicherweise bei einem Schock oder einer schweren Verletzung Morphin selbst bilden könnten. Weitere Untersuchungen sind geplant.
APA/Proceedings


Mechanismus zur Stilllegung von Genen entdeckt

Wissenschaftler um Marjori und Antonius Matzke vom Gregor Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Forscher der Max F. Perutz Laboratories haben gemeinsam mit internationalen Kollegen in Experimenten ein Protein entdeckt, ohne das die Methylierung, die Stilllegung von Abschnitten der DNA, nicht funktioniert. Das sogenannte RDM1 kann als Regulator oder Schalter tätig sein; daher können durch das Protein bestimmte gekennzeichnete Abschnitte der Erbsubstanz stillgelegt werden. Der Vorgang ist reversibel, die DNA-Sequenz wird dadurch nicht beeinflusst. Die Forscher erzeugten zuerst zufällige Mutationen im Genom der Modellpflanze Arabidopsis thaliana (Ackerschmalwand), bevor sie die Auswirkungen auf ein bestimmtes Gen untersuchten.
APA/Nature

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2010