neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

25.03.2010 | Medizin


Neuer Fruchtbarkeitstest für Frauen

Dabei wird mit Hilfe einer Blutprobe die Zahl der Eizellen in den Ovarien und damit indirekt die Wahrscheinlichkeit für einen Eisprung errechnet. Dies lässt sich aus der Konzentration des Anti-Müller-Hormons (AMH) im Blut ableiten. Der Test, der rund 43 Euro kosten soll, wird beispielsweise nach einer Chemotherapie oder Endometriose eine Prognose für eine künftige Schwangerschaft ermöglichen.
APA

Fehlgeburtsrisiko nach IVF

Nach einer künstlichen Befruchtung ist das Risiko für eine Fehlgeburt viermal höher. Mediziner der Universitätsklinik Aarhus haben die Verläufe von mehr als 20.000 Einlings-Schwangerschaften ausgewertet. Durchschnittlich kamen von 1.000 Kindern vier tot zur Welt; nach IVF waren es 16 von 1.000. Unklar ist, ob IVF die Ursache ist oder ob es mit den Eigenschaften der Paare zusammenhängt.
APA/Human Reproduction

Todesfälle durch Diabetes-Medikament

Avandia wird möglicherweise in den USA vom Markt genommen, da es laut einer Untersuchung des US-amerikanischen Senats allein im dritten Quartal 2009 mit mehr als 300 Todesfällen in Verbindung gebracht wird. Schon seit Jahren wird über die Nebenwirkungen der Glitazone, zu denen Avandia gehört, wie Ödeme, Herzinsuffizienz oder vermehrte Knochenbrüche bei Frauen, kontrovers diskutiert.
APA

Neuer Malaria-Erreger

Der bisher nur beim Affen vermutete Malaria-Erreger Plasmodium knowlesi hat bisher mehr als 500 Menschen durch Mückenstiche infiziert. Der Erreger tritt vor allem in Waldgebieten Südostasiens sowie Südindiens und Sri Lankas auf und ist durch einen Gentest identifizierbar. Typischerweise treten die Fieberschübe jeden Tag auf. Insgesamt sind derzeit 260 Malaria-Erreger bekannt.
APA/Deutsche Medizinische Wochenschrift

Zweifel an Aussagekraft des BMI

Der Body-Mass-Index spielt im Gegensatz zum Taillenumfang eine erheblich geringere Rolle für die Gesundheit. Die BMI-Formel sagt nichts über das Krankheitsrisiko aus – so die Ansicht von Forschern der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, denn nicht die Menge, sondern die Verteilung des Körperfetts ist für das Krankheitsrisiko relevant. „Der BMI spielt keine Rolle für das Schlaganfall-, Herzinfarkt- oder Todesrisiko eines Menschen“, so Studienleiter Harald Schneider. Die Forscher beobachteten acht Jahre lang knapp 11.000 Probanden, dabei wurden neben BMI auch das Verhältnis von Hüft- zu Taillenumfang und der WHtR, der sich aus der Division des Taillenumfangs durch die Körpergröße ergibt, gemessen. Fazit: „Je höher der WHtR, desto größer das Risiko“, erklärt Studienleiter Harald Schneider. APA/Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism

Keine Sprachförderung durch Lern-DVDs

Lernvideos wie „Baby Einstein“ oder „Brainy Baby“ haben keinen positiven Einfluss auf das Sprachvermögen von Babys. Zu dieser Erkenntnis gelangen US-amerikanische Psychologen aus Riverside, welche die sprachliche und allgemeine Entwicklung von rund 100 Kindern im Alter von zwölf bis 24 Monaten untersuchten. Die Hälfte der Kinder, die sechs Wochen lang täglich mit den Lernvideos berieselt wurde, hatte nicht einmal die ständig betonten Kernwörter der DVDs gelernt. Kinder, die schon sehr früh unter dem Einfluss der Lernvideos standen, verfügten sogar über einen besonders spärlichen Wortschatz. Die Forscher haben drei Erklärungen dafür: Der Konsum dieser Videos kann die linguistische Entwicklung stören. Denkbar ist aber auch, dass Eltern, die ihren Kindern die Lernhilfsmittel gekauft haben, weniger Zeit für ihren Nachwuchs hatten beziehungsweise das ohnehin schon vorhandene sprachliche Defizit der Kinder mit Hilfe der DVDs ausgleichen wollten.
APA/Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine

Akupunktur gegen Depressionen in der Schwangerschaft

Bei Depressionen während der Schwangerschaft kann Akupunktur deutlich Abhilfe schaffen. Wie eine Studie der kalifornischen Stanford-Universität zeigt, besserten sich bei zwei Drittel aller untersuchten Frauen die Symptome nach acht Wochen um mindestens die Hälfte. Die Wissenschafter untersuchten 150 depressive Schwangere, die alle zwischen der zwölften und 30. Schwangerschaftswoche waren, die entweder Massagen, echte Akupunktur oder Scheinakupunktur erhielten. Während die beiden erstgenannten Methoden nur etwa 44 Prozent der depressiven Frauen halfen, wirkte sich die echte Akupunktur bei zwei Drittel der Frauen positiv aus. „Ich glaube nicht, dass ein einzelner Ansatz für jeden geeignet ist, aber Akupunktur sollte als Option erwogen werden“, folgert Gynäkologin Deirdre Lyell von der Stanford-Universität. 14 Prozent aller werdenden Mütter leiden an Depressionen. APA/Obstetrics and Gynecology

Leichtestes Neugeborenes überlebte

In der Göttinger Universitätsklinik wurde im Juni 2009 ein nur 275 Gramm leichter Junge geboren. Der damals 27 cm große Knabe wurde 15 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin per Kaiserschnitt wegen akuter Gefährdung im Mutterleib zur Welt gebracht. Nach sechsmonatigem Aufenthalt auf der Intensivstation konnte der Junge mit einem Gewicht von 3.700 Gramm gesund entlassen werden, er erhalte aber laut dem behandelnden Arzt Stephan Seeliger eine intensive Entwicklungs-Förderung. Somit ist der Göttinger Junge noch um 22 Gramm leichter als der bisher leichteste Knabe, der aus Japan stammte. Nur drei Mädchen hatten bei ihrer Geburt noch weniger Gewicht, davon wog die Leichteste – ein Mädchen in den USA – nur 244 Gramm. Grundsätzlich sind Neugeborene mit einem Geburtsgewicht von unter 350 Gramm nicht lebensfähig.
APA

Cannabis verursacht Psychosen

Langzeitkonsumenten von Cannabis haben ein doppelt so hohes Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, wie Menschen, die noch keine Erfahrungen mit der Droge gemacht haben. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Universität von Queensland in Australien, die mehr als 3.800 Menschen rund um das 20. Lebensjahr befragt und untersucht haben. 14 Prozent gaben an, Cannabis sechs Jahre oder länger konsumiert zu haben. Diese waren doppelt so anfällig für Halluzinationen und wiesen ein vierfach erhöhtes Risiko für Wahnvorstellungen auf. Den Forschern zufolge steigt die Gefahr, solche Symptome zu erleben, parallel mit der Dauer des Konsums von Cannabis. Unklar ist, ob die Symptome allein durch den Haschisch-Konsum ausgelöst werden oder ob die untersuchten Personen schon vor dem Cannabis-Gebrauch dafür anfällig waren.
APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 6 / 25.03.2010