neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

15.12.2010 | Medizin

Neuer Tomo­graph für frühe Krebs-Diagnose

Mit einem neu­ar­ti­gen Tomo­gra­phen, der im Münch­ner Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum rechts der Isar zum Ein­satz kommt, ist es erst­mals mög­lich, Organe im Kör­per, ihre Funk­tion und den Zell­stoff­wech­sel gleich­zei­tig in einem Bild zu sehen. Damit wird nicht nur die Lage eines Tumors klar ersicht­lich, son­dern auch seine Art und Akti­vi­tät. Damit sol­len Krebs und Demenz noch frü­her als jetzt dia­gnos­ti­ziert wer­den kön­nen.
APA

DNA-Cohe­sin sorgt für Stabilität

Bei der Ver­dopp­lung von Chro­mo­so­men ist der Eiweiß­kom­plex Cohe­sin zusam­men mit Soresin wich­tig für die Sta­bi­li­tät und den Zusam­men­halt, wie Wis­sen­schaf­ter des Insti­tuts für mole­ku­lare Patho­lo­gie (IMP) in Wien her­aus­ge­fun­den haben. Cohe­sin könnte eine wich­tige Rolle beim stei­gen­den Risiko von Chro­mo­so­men-Anoma­lien bei Kin­dern älte­rer Frauen spie­len.
APA/​Cell

Bei Insult: Stamm­zel­len ins Gehirn

In einer Pilot­stu­die haben bri­ti­sche Ärzte um Keith Muir in Glas­gow erst­mals einem Schlag­an­fall­pa­ti­en­ten Stamm­zel­len direkt in das Gehirn gespritzt. Dabei soll eva­lu­iert wer­den, ob dadurch geschä­digte Hirn­areale behan­delt wer­den kön­nen. Die The­ra­pie soll an bis zu zwölf Pati­en­ten, die einen ischä­mi­schen Hirn­in­farkt erlit­ten haben, erprobt wer­den.
APA

Met­formin gegen M. Alzheimer?

Met­formin, das eigent­lich gegen Dia­be­tes zum Ein­satz kommt, hilft mög­li­cher­weise gegen Alz­hei­mer-Demenz, indem es vor Abla­ge­run­gen des Pro­te­ins Tau schützt. Das haben For­scher vom Deut­schen Zen­trum für Neu­ro­de­ge­nera­tive Erkran­kun­gen in Bonn an Mäu­sen her­aus­ge­fun­den. Nun wird unter­sucht, ob Met­formin auch die kogni­ti­ven Leis­tun­gen der Tiere ver­bes­sert.
APA/​PNAS


Große Herz­kranz­ge­fäße: Stents mit Medi­ka­men­ten sicher

Stents, die Medi­ka­mente ins Blut frei­set­zen, sind bei gro­ßen Herz­kranz­ge­fä­ßen ebenso sicher wie her­kömm­li­che Röhr­chen, wie eine Stu­die des Uni­ver­si­täts­spi­tals Basel um Chris­toph Kai­ser zeigt. Die For­scher teil­ten 2.314 Pati­en­ten, bei denen große Herz­kranz­ge­fäße ver­engt waren, in drei Grup­pen ein. Eine Gruppe erhielt einen unbe­schich­te­ten Metall­stent, die bei­den ande­ren ent­we­der einen Stent, der den Wirk­stoff Siro­li­mus oder Ever­o­li­mus frei­setzt. Zwei Jahre nach dem Ein­set­zen zeig­ten sich keine signi­fi­kan­ten Unter­schiede bezüg­lich Todes­fall- und Herz­in­farkt­rate. 2,7 Pro­zent der Pati­en­ten mit Siro­li­mus-Stents, 3,3 Pro­zent der mit Ever­o­li­mus-Stents und 4,8 Pro­zent der mit Metall­stents waren an Herz­pro­ble­men gestor­ben oder hat­ten einen Infarkt erlit­ten. Die Angst vor lang­fris­ti­gen Neben­wir­kun­gen in gro­ßen Gefä­ßen ist dem­nach nicht mehr gerecht­fer­tigt; bei klei­nen Blut­ge­fä­ßen seien Stents, die Medi­ka­mente frei­set­zen, schon jetzt erste Wahl.
APA/​NEJM

Frü­her Dia­ly­se­be­ginn kann schaden

Eine kana­di­sche Stu­die deu­tet dar­auf hin, dass der frühe Beginn der Dia­lyse bei Nie­ren­pa­ti­en­ten mehr scha­det als nützt. Die Nephrolo­gen der Uni­ver­si­tät von Wes­tern Onta­rio ver­gli­chen fast 26.000 Pati­en­ten, die zwi­schen 2001 und 2007 mit der Dia­lyse begon­nen hat­ten. Bei den Pati­en­ten, bei denen früh mit einer Dia­lyse begon­nen wurde, lag die Sterb­lich­keit um 18 Pro­zent höher als bei jenen, die erst in einem fort­ge­schrit­te­ne­ren Sta­dium damit anfin­gen. Laut den Exper­ten lässt sich dies jedoch nicht damit erklä­ren, dass diese Teil­neh­mer beson­ders krank gewe­sen seien. Grund für den frü­hen Beginn sind die medi­zi­ni­schen Leit­li­nien, die einen zei­ti­gen Start der Dia­lyse emp­feh­len. „Die Stu­die deu­tet dar­auf hin, dass der in guter Absicht gestar­tete Trend, die Dia­lyse früh zu begin­nen, kei­nen Nut­zen bie­tet, son­dern mög­li­cher­weise sogar scha­det“, so Stu­di­en­lei­ter Wil­liam Clark.
APA

Quer­schnitt­läh­mung: Impuls über Haut löst Schritt­mus­ter aus

Der Mathe­ma­ti­ke­rin Ursula Hof­stöt­ter und dem Phy­si­ker Karen Min­as­sian von der TU Wien ist es gelun­gen zu beschrei­ben, wie das Rücken­mark rhyth­mi­sche, schritt­ähn­li­che Bein­be­we­gun­gen selbst­stän­dig steu­ert und kon­trol­liert. Die bei­den For­scher fan­den her­aus, dass man ohne Ope­ra­tion von außen über Sti­mu­la­tion mit­tels Haut­elek­trode im Len­den­wir­bel­be­reich den Mus­ter­ge­ne­ra­tor (etwa für Beuge- und Streck­be­we­gun­gen) im Rücken­mark anspre­chen kann. Sen­det man ein Signal von etwa acht Hertz, wird das Mus­ter für das Durch­stre­cken der Beine akti­viert; bei 25 bis 30 Hertz läuft ein schritt­ähn­li­ches Mus­ter ab. Die For­scher erhof­fen sich „dras­ti­sche Ver­bes­se­run­gen“ für die Unter­stüt­zung der Reha­bi­li­ta­tion, beson­ders Pati­en­ten mit kom­plet­ter Quer­schnitts­läh­mung soll­ten von die­sen neuen Erkennt­nis­sen pro­fi­tie­ren. Erste Resul­tate von Tests an Betrof­fe­nen sind viel­ver­spre­chend.
APA

Trink­ge­lage ver­dop­peln Herzinfarktrisiko

Im Ver­gleich zu gemä­ßig­tem Alko­hol­kon­sum ver­dop­peln Trink­ge­lage am Wochen­ende das Risiko für einen töd­li­chen Myo­kard­in­farkt. Das geht aus einer Stu­die von fran­zö­si­schen For­schern her­vor, die zehn Jahre lang 1.000 Män­ner zwi­schen 50 und 59 Jah­ren in Lille, Straß­burg, Tou­louse und Bel­fast beglei­te­ten. Die wöchent­lich kon­su­mierte Alko­hol­menge war bei den Betrof­fe­nen annä­hernd gleich. In Nord­ir­land kam es aber 20 Mal so häu­fig zu Trink­ge­la­gen (also Abende, an denen mehr als 50 Gramm Alko­hol kon­su­miert wer­den) wie in Frank­reich, auch kon­zen­trier­ten sich Trink­ge­lage dort auf den Sams­tag; in Frank­reich wird über die Woche ver­teilt getrun­ken. Des­we­gen waren in Nord­ir­land fast dop­pelt so viele Fälle von Herz­ver­sa­gen zu ver­zeich­nen wie in Frank­reich. Einen wei­te­ren Grund für die unter­schied­lich hohe Zahl an Herz­in­fark­ten sehen die For­scher auch in der Art des getrun­ke­nen Alko­hols: In Bel­fast wur­den eher Bier und harte Getränke kon­su­miert, in Frank­reich Wein.
APA/​British Medi­cal Jour­nal


Infi­zierte Zel­len alar­mie­ren Nach­bar­zel­len

For­scher der Uni­ver­si­tät Basel unter­such­ten die Reak­tion des Kör­pers auf den Befall mit dem Bak­te­rium Shigella flex­neri, das eine bis zum Tod füh­rende Durch­fall­erkran­kung aus­lö­sen kann. Der Erre­ger lähmt beim Befall die Signal­funk­tion der infi­zier­ten Zelle, so dass sie keine Immun­ant­wort aus­lö­sen kann; dadurch bleibt eine Ent­zün­dung gegen die Infek­tion aus, wie Unter­su­chun­gen unter dem Fluo­res­zenz­mi­kro­skop erga­ben. Sehr wohl lösen jedoch die Nach­bar­zel­len eine Abwehr­re­ak­tion aus. Schon inner­halb der ers­ten 30 Minu­ten nach der Infek­tion erhal­ten sie die ers­ten Signale von den befal­le­nen Zel­len. Im Umfeld einer infi­zier­ten Zelle lösen so bis zu 25 Zel­len eine Immun­ant­wort aus. Die Zell-zu-Zell-Kom­mu­ni­ka­tion erfolgt über kleine Kanäle in der Zell­mem­bran. Wur­den diese Kanäle blo­ckiert, wurde der Infor­ma­ti­ons­fluss gestoppt und die kol­lek­tive Immun­ant­wort blieb aus.
APA/​Immunity

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 23–24 /​15.12.2010