neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.11.2010 | Medizin


Multiple Sklerose: Ansatz für Impfung

Körpereigene und an Antikörper angebundene Antigene können in geringen Mengen die Zerstörung von Immunzellen deaktivieren, wie Forscher der TU Dresden und der Harvard Universität herausfanden. Eine vorbeugende Impfung könnte in zehn bis 15 Jahren bereit stehen; Zielgruppe wären vor allem Kinder. Es werden nur geringste Mengen Antigene benötigt; die einmalige Gabe reicht.
APA


Stress der Mutter verschlimmert Asthma beim Kind

Der Stress einer Mutter – durch eine überbesorgte Haltung wegen des Asthmas beim Kind – führt bei älteren Kindern zu einer Verschlechterung der Krankheit. Jüngere Kinder hingegen reagieren stärker auf Gefühle von Wut und Ärger. Forscher der Universität Kyushu haben 233 Mütter von asthmakranken Kindern im Alter von zwei bis zwölf Jahren ein Jahr lang beobachtet.
APA/BioPsychoSocial Medicine

Gehirn kompensiert Taubheit durch Sehen

Bei taub geborenen Katzen übernahmen die ungenutzten Areale des Hörzentrums visuelle Aufgaben: Im Vergleich zu anderen Artgenossen konnten diese Tiere besonders gut sehen. „Das Gehirn ist sehr effizient und lässt ungenutzten Raum nicht verkümmern“, so Studienleiter Stephen Lomber von der Universität von Western Ontario in Kanada.
APA/Nature Neuroscience

Schwangerschaft: Grippeimpfung schützt Säugling

Eine Influenza-Impfung der Mutter senkt das Risiko des Kindes, im ersten halben Lebensjahr an Influenza zu erkranken um etwa 40 Prozent. Das wiesen Ärzte der John Hopkins Universität in Baltimore in zwei Indianer-Reservaten an rund 1.160 Müttern und Kindern nach. Die Säuglinge von geimpften Müttern hatten auch mehr Antikörper gegen Influenza im Blut.
APA/Archives of Pediatrics Adolescent Medicine


Hautschäden durch Wärme von Notebooks

Das häufige Arbeiten mit dem Notebook auf dem Schoß kann laut Forschern der Universitätsklinik Basel zu einer Hitzemelanose führen. Die Erkrankung, die auch als „toasted skin syndrom“ oder „Erythema abigne“ bekannt ist, tritt auch bei häufigem Gebrauch von Heizkissen oder bei Personen auf, die beruflich am heißen Ofen stehen müssen – wie etwa Bäcker. Die Erkrankung verläuft meist harmlos, es können aber auch dauerhafte Hautverfärbungen daraus resultieren; selten kann es zu Hautkrebs kommen. Die Studienautoren Andreas Arnold und Peter Itin empfehlen die Benutzung eines Hitzeschilds, um Hautschäden zu vermeiden. Einer älteren Studie zufolge führe die Benutzung des Notebooks auf dem Schoß zu einer erhöhten Hodensack-Temperatur und möglicherweise zu Unfruchtbarkeit. Bislang gibt es jedoch keine Bestätigung, dass dies durch ein Notebook verursacht wurde.
APA/Pediatrics


Cystinsteine: Bildung verhindert

Chemiker der Universität New York fanden in einer Analyse des Wachstums von Cystinkristallen heraus, dass sich diese Moleküle an den Rand von sechseckigen Kegeln auf der Kristalloberfläche anlagern. Mit zwei synthetischen Wirkstoffen, deren Struktur der Aminosäure Cystin stark ähnelt, blockierten die Forscher das Wachstum der Kristalle. „Dies könnte die Prävention von Cystin-Steinen ermöglichen, indem man einfach die Kristallisierung verhindert“, so Studienleiter Michael Ward. Etwa zwei Prozent der Nierensteine bestehen aus Cystin; sie werden jedoch sehr groß und lassen sich nur schlecht behandeln. Ursache für die Entstehung ist eine erblich bedingte Stoffwechselstörung, welche die Cystin-Konzentration im Harn drastisch erhöht.
APA/Science

Einschulung: Geburtsmonat hat keinen Einfluss auf Leistung

Das Geburtsmonat von Kindern hat keinen Einfluss auf die spätere schulische Leistung der Kinder. Das zeigt eine Analyse von Daten der TIMSS-Erhebung (Trends in International Mathematics and Science Study) von Ferdinand Eder und Konrad Dämon von der Universität Salzburg auf. Demnach holen jene Kinder, die aufgrund ihres Geburtsmonats in einem früheren Alter eingeschult werden, ihren Entwicklungsrückstand gegenüber zeitgleich eingeschulten, jedoch älteren Kindern, bis zum Ende der Volksschule wieder auf. Die Forscher haben vier Erklärungsansätze: Die Lehrer könnten sich verstärkt um Kinder kümmern, die im Unterricht Schwierigkeiten haben; jüngere Kinder könnten eine Absenkung der Leistungsanforderung zur Folge haben; jüngere Kinder könnten überproportional von der Anwesenheit älterer profitieren; möglich ist auch, dass Früheinschulungen und Zurückstellungen Effekte haben. Eder sieht insgesamt im möglichen Zurückstellen von Kindern und deren Förderung in Vorschulklassen statt der regulären Einschulung keinen Vorteil.
APA

Erhöhtes Thromboserisiko durch CED

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen begünstigen nicht nur die Entstehung von venösen Thrombosen, sondern auch das Wiederauftreten einer Thrombose nach Beendigung einer gerinnungshemmenden Therapie. Das zeigt eine landesweite Multicenter-Studie der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III, bei der 14 führende Zentren auf dem Gebiet CED in Österreich eingebunden waren. 3.000 CED-Patienten wurden im Hinblick auf eine frühere Thrombose untersucht; 86 Patienten wurden für den Vergleich herangezogen. In der Folge wurde die Rate einer neuerlichen Thrombose bei CED-Patienten mit der Rethromboserate von 1.255 Kontrollpersonen verglichen. Ergebnis: Fünf Jahre nach Beendigung der Gerinnungshemmung wegen der ersten Thrombose hatten bereits 33 Prozent der CED-Patienten, aber nur 22 Prozent der Kontrollpersonen neuerlich eine Thrombose erlitten.
MUW/Gastroenterology

Bei Rauchern: Krebsschutz deaktiviert

Bei Rauchern lagern sich Methylgruppen an das Gen p16 an, das vor Krebs schützt. Das bestätigen Forscher des Insitutes of Cancer Studies in Birmingham. Mehr als 2.000 gesunde Frauen zwischen 15 bis 19 Jahren wurden untersucht; ein Teil begann nach dem ersten Test zu rauchen, der andere Teil blieb abstinent. Weitere Untersuchungen zeigten, dass Tabakkonsum das Risiko, dass sich Methylgruppen an p16 anlagerten, verdreifachte. „Bisher gab es keinen direkten Nachweis, dass Rauchen die Methylisierung der DNA fördert“, so Studienleiterin Yuk Ting Ma. „Frauen, die später erstmals anfingen zu rauchen, hatten ein erhöhtes Risiko für die Methylisierung von p16.“ Bisher gab es lediglich Vermutungen darüber, dass gewisse Giftstoffe im Tabak die Erbsubstanz schädigen; jedoch war unklar, auf welche Art und Weise das erfolgt.
APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2010