neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.06.2010 | Medizin


Koffein erhöht Aufmerksamkeit im Schichtdienst

Koffein – in Form von Kaffee, Energiegetränken oder Kapseln – steigert die Aufmerksamkeit; auch Gedächtnis, Wahrnehmung und Denkfähigkeit profitieren davon. Ob dadurch auch Unfälle vermieden werden können, geht aus der Analyse der London School of Tropical Medicine von 13 Studien an Beschäftigten im Schichtdienst nicht hervor.
APA/The Cochrane Database of Systematic Reviews

Zwangsstörungen durch Parkinson-Medikamente

Zwanghafte Verhaltensformen, die bei Menschen mit Parkinson häufiger vorkommen, werden durch manche Dopamin-Agonisten verstärkt. Laut einer Untersuchung der Universität von Pennsylvania an 3.000 Patienten zeigten 17 Prozent (bei anderen Medikamenten sieben Prozent) Probleme wie Kauf- und Spielsucht, Essstörungen und zwanghaftes sexuelles Verhalten.
APA/Archives of Neurology

Verhaltenstherapie gegen Tics

Durch eine spezielle Verhaltenstherapie konnten Tics bei Kindern – wie etwa Augenblinzeln oder Gesichtsgrimassen – bei 53 Prozent merklich gebessert werden. Dies entspricht laut Medizinern der Universität von Los Angeles der Erfolgsrate von Medikamenten. Die 126 untersuchten Kinder sollten lernen, vor dem Auftreten eines Tics willentlich anders zu reagieren, bis der Drang vorbei war.
APA/JAMA

Morbus Crohn durch Aspirin?

Einer Studie der britischen Universität von East Anglia zufolge erhöht die dauerhafte Einnahme von Aspirin von mindestens einem Jahr das Risiko, an Morbus Crohn zu erkranken, um das Fünffache. Dies zeigte sich nach der Auswertung von Daten von 200.000 Menschen. Allerdings ist das absolute Risiko aber gering: Nur einer von 2.000 Aspirin-Nutzern erkrankte an Morbus Crohn.
APA

Diabetes im Atem nachweisbar

Ein von Forschern der ETH Zürich entwickeltes Gerät könnte Diabetikern zukünftig den täglichen Stich in die Fingerkuppe ersparen. Der Prototyp misst den Acetongehalt in der Atemluft bis zu 20 ppb (Partikel pro Milliarde genau). Gesunde Menschen atmen 900 ppb Aceton aus, Diabetiker fast doppelt so viel. Der Sensor besteht aus einem Trägermaterial, das mit einem hauchdünnen Halbleiter-Film aus Wolframoxid-Nanopartikeln beschichtet wurde. Die Acetonmoleküle reagieren mit Wolframoxid und lösen zwischen den Elektroden ein elektrisches Signal aus. Auch in Notfallstationen könnte ein solches Gerät hilfreich sein. Derzeit suchen die Forscher jedoch nach einem Partner aus der Medizin, um daraus ein alltagstaugliches Messgerät entwickeln zu können.
APA/ACS Analytical Chemistry

Überstunden steigern Herzinfarktrisiko

Drei oder mehr Überstunden täglich erhöhen das Risiko für einen Myokardinfarkt um 60 Prozent, wie eine Studie des University College in London an 6.000 britischen Beamten zwischen 39 und 61 Jahren ergab. Nach elf Jahren Beobachtungszeitraum waren 369 Beamte an einer Erkrankung des Herz-/Kreislaufsystems gestorben oder hatten einen Herzinfarkt erlitten. Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht und hohe Cholesterinwerte wurden zuvor herausgerechnet. Laut Forscherin Marianna Virtanen seit der Zusammenhang zwischen Überstunden und Herzproblemen „klar“; die genauen Ursachen blieben jedoch wegen der Komplexität von Herzerkrankungen unerforscht. Mögliche Faktoren dabei sind: eine Beeinflussung des Stoffwechsels, eine larvierte Depression, arbeiten trotz Krankheit. Um ganz sicher zu sein, dass Überstunden Herzkrankheiten verursachen, benötige man laut Virtanen jedoch weitere Untersuchungen.
APA/European Heart Journal


Linke Gehirnhälte dominiert beim Hören

Mit einem speziellen Bildgebungsverfahren untersuchten Forscher der Universität Lausanne, wie Geräusche und Laute im Gehirn verarbeitet haben. Dabei verarbeiten zu Beginn noch beide Gehirnhälten die gehörten Klänge. Im Verlauf der Übung jedoch übernahm der linke Temporallappen – er ist für das Sprachverständnis wichtig – die Leitung, woraufhin sich die Zusammenarbeit zwischen den beiden Gehirnhälften deutlich verringerte. Forschungsleiter Lucas Spierer vermutet, dass die rechte Gehirnhälfte die linke stören kann, weil sie Töne und Geräusche weniger rasch verarbeitet. „Um eine Verbesserung zu erreichen, spezialisiert sich deshalb die linke Hirnhälfte und befreit sich gleichzeitig vom negativen Einfluss der rechten Hirnhemisphäre“, so der Forscher. Aufgrund dieser Erkenntnisse sei es auch möglich, Menschen besser zu behandeln, die Probleme mit dem Sprachverständnis hätten wie etwa Legastheniker oder Menschen mit zerebralen Verletzungen.
APA/Neuroimage/Neuropsychologia

PPIs: Nebenwirkungen unterschätzt

Laut einer Studie der Universität Washington können Protonenpumpenhemmer die Frakturgefahr bei Frauen nach den Wechseljahren erhöhen. Eine weitere Studie zeigte ein um 74 Prozent gesteigertes Risiko für eine Infektion mit Clostridium difficile; in einer weiteren Untersuchung von Patienten, die gegen diesen Keim behandelt wurden, zeigte sich eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Rückkehr von Clostridium difficile. Da Protonenpumpenhemmer in den USA und Deutschland zu den meist verordneten Medikamenten zählen, raten Forscher der Universität Kalifornien dazu, bei der Verschreibung zurückhaltend zu sein: „Wenn diese gängigen Medikamente gegen Beschwerden verordnet werden, bei denen sie keinen Nutzen bringen wie etwa bei Verdauungsstörungen, die nicht mit Magengeschwüren zusammenhängen, richten sie Schaden an“.
APA/Archives of Internal Medicine

Rotarix ungefährlich

Entwarnung gibt die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) für den verunreinigten Rotavirus-Impfstoff Rotarix. „Es wurde Erbgutmaterial vom porcinen Circovirus-1 in Rotarix entdeckt. Beim Menschen sind diese Viren nicht krankheitserregend“, klärt AGES PharmMed-Chef Univ. Prof. Marcus Müllner auf. Entdeckt wurde dies von einer unabhängigen US-amerikanischen Gruppe von Wissenschaftern durch ein neues Laborverfahren. Obwohl nicht klar ist, ob PCV-1 Menschen überhaupt infizieren kann, wurde Rotarix in Österreich kurzfristig durch den zweiten Impfstoff Rotateq ersetzt. Allerdings wurde auch hier DNA sowohl von PCV-1 als auch von einer anderen Schweinevirus-Variante (PCV-2) entdeckt. Von Seiten des Gesundheitsministeriums gilt eine baldige Rückkehr zu Rotarix als wahrscheinlich. Der Grund für die Verunreinigung liegt in den ursprünglichen Rotavirus-Stamm-Kulturen aus dem Jahr 1983; vermutlich war das bei der Reinigung verwendete Trypsin selbst verunreinigt. Dieses wird nun mit Gammastrahlen bestrahlt. Ab 2011 soll es PCV-1 freie Impfstoffe geben.
APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2010