neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.05.2010 | Medizin

Kräuter wirklungslos bei Angst

US-amerikanische Forscher haben in einer Studienauswertung keine Belege für die Wirksamkeit von Natursubstanzen wie Baldrian, Johanneskraut oder Kava-Extrakt gefunden. Kimberly Zoberi von der Universität St. Louis betont, dass manche Mittel nicht ausreichend erforscht seien und rät, Ärzte sollten ihren Patienten alternativ zu Medikamenten eine kognitive Verhaltenstherapie vorschlagen.
APA/The Journal of Family Practice

Glioblastome: unterschiedliche Zelleigenschaften

Die nach der operativen Entfernung eines Glioblastoms verbleibenden Krebszellen weisen völlig andere Eigenschaften auf: sie sind beweglicher, bilden andere Rezeptoren und reagieren anders auf Bestrahlung oder Chemotherapie. Dies könnte eine der Ursachen dafür sein, wieso weder Radiotherapie noch eine chemotherapeutische Behandlung anspricht.
APA/Annals of Neurology

Verbindung zwischen Stress, Angst und Depression

Den neuromolekularen Zusammenhang zwischen Stress, Angst und Depression haben kanadische Forscher der Universität von Western Ontario im Tierversuch entdeckt: Unter Stress wird der Zellrezeptor CRFR1 aktiviert, wodurch Angst ausgelöst wird. Gleichzeitig steigt die Zahl anderer Rezeptoren für Serotonin, welche die Entstehung einer Depression begünstigen.
APA/Nature Neuroscience

Depressive rauchen häufiger

Laut einer Studie des National Center for Health Statistics in Washington rauchen rund 43 Prozent der Depressiven. 30 Prozent von ihnen konsumieren mehr als eine Packung am Tag – mehr als doppelt so viel wie die Vergleichsgruppe. Mehr als 50 Prozent rauchen binnen der ersten fünf Minuten nach dem Aufstehen. Außerdem fällt es depressiven Tabakkonsumenten schwerer, mit dem Rauchen aufzuhören.
APA

Modell zur Berechnung des Thrombose-Risikos

Wiener Experten haben ein neues Online-Instrument entwickelt, das die Berechnung des Risikos von möglichen neuerlichen Venenthrombosen beziehungsweise Lungenembolien bei Patienten erleichtern soll. Das auf Arbeiten von Paul Kyrle und Sabine Eichinger (Universitätsklinik für Innere Medizin I) sowie Georg Heinze (Institut für Klinische Biometrie) beruhende „Vienna Prediction Modell“ ermöglicht unter Berücksichtigung des Geschlechts, der Lokalisation der Thrombose und eines Laborbefundes (D-Dimer) die Berechnung des Rezidivrisikos nach ein beziehungsweise fünf Jahren und die Angleichung der Therapie. Denn innerhalb dieses Zeitraums kommt es etwa bei einem Drittel der Patienten zu weiteren Thrombosen oder Embolien; das Sterberisiko liegt bei circa zehn Prozent. Das neue Prognosemodell wurde in der Zeitschrift der American Heart Association (AHA) als „Vienna Prediction Modell“ vorgestellt.
APA/Circulation

Unbeabsichtigte Medikamentenvergiftungen steigen

Zwischen 1999 und 2006 stieg die Zahl der Einweisungen in ein Krankenhaus aufgrund unbeabsichtigter Überdosierungen durch Opioide, Sedativa und Tranquilizer um 37 Prozent; Unfälle mit anderen Arzneien nahmen um 21 Prozent zu. „Tod und Krankenhausaufenthalte durch unsachgemäßen Gebrauch rezeptpflichtiger Medikamente haben inzwischen epidemische Ausmaße erreicht“, sagt Jeffrey Coben von der Universität von West Virginia. Im genannten Zeitraum stiegen die Einweisungen wegen absichtlicher Überdosierung mit diesen Medikamenten um 130 Prozent und mit anderen Mitteln wie etwa Methadon, Barbituraten, Benzodiazepinen oder Antidepressiva um 53 Prozent.
APA/American Journal of Preventive Medicine

Bakterie produziert antibiotischen Stoff

Forscher des Hans-Knöll-Instituts in Jena entdeckten bei der Entschlüsselung des Erbguts des Bodenbakteriums „Clostridium cellulolyticum“ eine bisher unbekannte schwefelhaltige Verbindung, die sie „Closthioamid“ nannten. Die Substanz wird von der Bakterie produziert, die im Kompost am Abbau von Cellulose unter völligem Luftabschluss beteiligt ist. Closthioamid hat laut den Forschern im Experiment gegen Keime gewirkt, die sich sonst herkömmlichen Antibiotika gegenüber resistent verhalten. Da die patentierte Substanz keine Querverbindungen zu anderen bekannten Stoffen besitzt, muss geprüft werden, ob sie als Medikament verträglich ist und ob sie mit der Nahrung konkurriert. Zunächst soll der neue Stoff an Mäusen getestet werden.
APA


Chronischer Stress beschleunigt Tumorwachstum

Die Behandlung von Eierstocktumoren mit Adrenalin und Noradrenalin führte bei Versuchen an Mäusen zu einem beschleunigten Tumorwachstum und machte die Zellen widerstandsfähiger. Die Krebsforscher der Universität in Texas/Houston vermuten eine Verbindung zum Protein FAK, das auch bei Frauen, die an einem Ovarial-Karzinom leiden und verstärkt Stresshormone bilden, eine höhere Aktivität zeigt. Dies korreliert mit einer schlechteren Prognose für die Frauen.
APA/Journal of Clinical Investigation

Sonnenbank macht süchtig

Laut einer Studie des Memorial Sloan-Kettering Krebszentrums und der Universität von Albany kommt es durch häufige Solariumbesuche zu einem „ähnlichen Verhalten wie bei anderen Suchtkranken“. Die US-amerikanischen Forscher untersuchten 421 Studenten, die alle über das Hautkrebsrisiko durch UV-Strahlen informiert waren. 229 der Probanden hatten im vergangenen Jahr Solarien besucht; eine Gruppe von ihnen in zwölf Monaten durchschnittlich 23 mal. 70 Prozent der Solarienbesucher wiesen Anzeichen einer Bräunungssucht auf, die sich neben dem Verlangen nach getönter Haut auch dadurch äußerte, dass sie Entspannung, Stimmungsaufhellung und Gesellschaft mit anderen suchten. Trotz Warnungen vor UV-Strahlung nimmt die Zahl der jungen Solarienbesucher weiter zu.
APA/Archives of Dermatology

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2010