Impfaktion Hepatitis A und B: Nur impfen schützt

10.05.2010 | Medizin


In den letzten Jahren ist die Zahl der Infektionen mit Hepatitis A und B angestiegen. Die Österreichische Ärztekammer führt noch bis Ende Mai in Zusammenarbeit mit der Apothekerkammer und dem Österreichischen Impfkomitee eine Impfaktion durch, im Rahmen derer der Impfstoff günstiger erhältlich ist.

Von Birgit Oswald

Ausschlaggebend für die laufende Impfaktion sind vor allem die beim Gesundheitsministerium registrierten steigenden Infektionszahlen: Waren es 2001 noch 133 Hepatitis A- und 210 Hepatitis B-Fälle, stieg die Anzahl 2008 auf 142 Hepatitis A- und 783 Hepatitis B-Fälle. Die Dunkelziffer liegt vermutlich wesentlich höher. Argumente für eine flächendeckende Durchimpfung der österreichischen Bevölkerung gegen Hepatitis A und B wurden im Rahmen einer Pressekonferenz kürzlich in Wien präsentiert.

Die nach Malaria als zweithäufigste Reiseerkrankung geltende Hepatitis A tritt wegen der niedrigen Hygienestandards im Mittelmeerraum und in Osteuropa vor allem dort auf. 60 Prozent der Hepatitis A-Infektionen finden allerdings nicht im Ausland, sondern in Österreich statt. Jedes Jahr wird das Virus, das sich durch Fieber, Übelkeit, Oberbauchbeschwerden und Gelbsucht äußert, aufs Neue nach Österreich eingeschleppt, oft geschieht dies durch Familien mit Migrationshintergrund, die von Verwandtenbesuchen aus dem Mittelmeerraum nach Österreich heimkehren. „Wenngleich Hepatitis A in Europa noch nicht als große Gefahr für die öffentliche Gesundheit gesehen wird, kommt es jedes Jahr zu Ausbrüchen, die eine beträchtliche Anzahl von Personen betreffen. Aus diesem Grund wäre das Einführen nationaler Impfprogramme gegen Hepatitis A sehr wünschenswert“, sagt Univ. Prof. Herwig Kollaritsch, Leiter der Unit Epidemiologie und Reisemedizin am Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien. Die Infektion erfolgt durch verunreinigte Lebensmittel sowie durch Schmierinfektionen.

Auch eine Übertragung durch den „fäkal-oralen“ Weg ist möglich, da das Virus etwa vier Wochen von infizierten Personen, die mitunter keine typischen Symptome haben, mit dem Stuhl ausgeschieden wird. Diese Ansteckungsmöglichkeit betrifft oftmals Kinder, die mit notwendigen Hygienestandards häufig noch nicht ausreichend vertraut sind. So erfolgt jede zehnte Infektion in der Kindertagesstätte, jede fünfte im Haushalt. Während bei 80 Prozent der Kinder der Krankheitsverlauf eher mild ausfällt und wegen Grippe-ähnlicher Symptome oft nicht diagnostiziert wird, ist der Verlauf bei Jugendlichen und Erwachsenen schwerer. Besonders betroffen sind Erkrankte über 40: Für zwei Prozent dieser Altersgruppe nimmt die Erkrankung ein tödliches Ende. Therapiemöglichkeiten gibt es nicht, der Körper muss quasi allein bis zu acht Wochen gegen das Virus kämpfen. Vorbeugende Maßnahmen wie Händewaschen, Abkochen von Leitungswasser und Schälen von Früchten können das Ansteckungsrisiko zwar mindern, einen ganzheitlichen Schutz bietet aber nur die Immunisierung, wie auch Univ. Prof. Michael Kunze, Vorstand des Instituts für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien, betont: „Eine Virushepatitis führt häufig zu einer schweren und unter Umständen lebensbedrohlichen akuten oder chronischen Erkrankung. Es gibt nur einen verlässlichen Schutz, und das ist die Impfung“. In Österreich wurde deshalb eine Impfempfehlung gegen Hepatitis A für Kleinkinder ab dem zweiten Lebensjahr in den Österreichischen Impfplan aufgenommen.

Die ebenfalls durch eine Virusinfektion hervorgerufene hoch ansteckende Hepatitis B führt in zehn Prozent aller Fälle zu einer chronischen Leberentzündung. Die Ansteckung erfolgt über alle Körperflüssigkeiten, vor allem Blut und Speichel, wo bereits ein Tropfen infizierten Blutes genügen kann, damit jeder Wassertropfen einer randvollen Badewanne infektiös ist. Jugendliche und Erwachsene sind aufgrund ihres Lebensstils besonders gefährdet. „Es ist Ziel und Anliegen der Ärzteschaft, diese Zielgruppe durch eine generelle Impfempfehlung zu erfassen und damit am weltweiten WHO Ausrottungsprogramm teilzunehmen“, empfiehlt Wilhelm Sedlak, Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer. Nach Rauchen ist Hepatitis B die zweithäufigste Ursache für Krebs: Ganze 80 Prozent der hepatozellulären Karzinome sind Spätfolgen der Infektionskrankheit. Mit zwei Millionen Todesopfern steht Hepatitis B an zehnter Stelle der häufigsten Todesursachen. In Österreich sind 42.000 Menschen von der Krankheit betroffen, weltweit sind es mehr als zwei Milliarden Menschen. Hygienemaßnahmen können die Ansteckungsgefahr, die 100 Mal höher ist als bei AIDS, zwar mindern, vollkommenen Schutz bietet aber auch hier nur eine Impfung.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Hepatitis B mit einer generellen Impfempfehlung auf die Liste der auszurottenden Infektionskrankheiten gesetzt. Österreich hat bereits mit einer Durchimpfung im Säuglingsalter begonnen. Um die momentane Durchimpfungsrate von 52 Prozent zu erhöhen, führen die Österreichische Ärztekammer, die Österreichische Apothekerkammer sowie das Österreichische Impf-Komitee gemeinsam noch bis 31. Mai eine landesweite Hepatitis-Impfaktion durch. Bis dahin wird der Impfstoff zu vergünstigten Preisen abgegeben. Gutscheine für die verbilligte Vakzine liegen bei Allgemeinmedizinern, Pädiatern, Gynäkologen und in allen öffentlichen Apotheken auf. „Ziel der Hepatitis-Impfaktion und der Aufklärungskampagne ist es, allen Österreicherinnen und Österreichern bewusst zu machen, dass es auf die Hepatitis-Gefahr nur eine Antwort gibt: Nur impfen schützt!“, so Christiane Körner, Vizepräsidentin der Österreichischen Apothekerkammer.

Impfaktionspreise

Hepatitis A+B (ab 16 Jahren): 52 Euro (statt 66,10 Euro)
Hepatitis A+B (von 1-16 Jahren): 33 Euro (statt 40,15 Euro)
Hepatitis A (ab 18 Jahren): 42 Euro statt (48,75 Euro)
Hepatitis A (von 1-18 Jahren): 31 Euro statt (36,20 Euro)

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2010