Liechtenstein Museum: Der Fürst als Sammler

10.04.2010 | Kultur

Eine Kunstsammler-Dynastie…

1977, als er sein erstes Kunstwerk kaufte, war Hans-Adam von und zu Liechtenstein noch Erbprinz. Was er in den letzten Jahrzehnten erworben hat, zeigt der nunmehrige Fürst zu seinem „65er“ in einer glanzvollen Ausstellung.
Von Renate Wagner

Fürst Hans-Adam II., der 1989 die Nachfolge seines Vaters antrat, ist nicht nur im materiellen, sondern auch im geistigen Sinn Nachfahre von bedeutenden Sammler-Persönlichkeiten seiner Familie, die immer wieder mit den Habsburgischen Kaisern konkurriert haben, wenn es um den Erwerb großartiger Kunstwerke ging. Fürst Karl I. von Liechtenstein, ein Zeitgenosse von Kaiser Rudolf II., legte im frühen 17. Jahrhundert den Grundstein für die Familiensammlung, und eine Persönlichkeit wie Fürst Johann Adam Andreas I. konnte 1712 in seinem Wiener Stadtpalais in der Bankgasse hinter dem Burgtheater nicht weniger als 50 Gemälde von Rubens aufhängen…

Natürlich gab es im Lauf der Geschichte auch Verluste zu verzeichnen, und der
gegenwärtige Fürst Hans-Adam II. hat die rund 700 Werke, die er in den letzten
Jahrzehnten erworben hat, auch im Hinblick auf den Ersatz von Verlorenem gekauft – und als Ergänzung von Schwerpunkte des Familienbesitzes. Der 65. Geburtstag des Fürsten im Februar ist der Anlass dafür, in drei Räumen des Hauses Schwerpunkte der Neuerwerbungen zu präsentieren, Gemälde und Graphiken, Skulpturen, Möbel und auch jene „flankierenden“ Zonen der Künste, die von den Liechtensteins immer gern erworben wurden: Geschirr, Porzellan, Gläser, Tapisserien, Bilderrahmen, Waffen. Jeder seiner Vorfahren hatte besondere Vorlieben. Jene von Fürst Hans-Adam II. liegen bei den kostbaren Pietra-Dura-Arbeiten, den raffinierten Steinschnitt-Kompositionen, die schon der erste sammelnde Fürst liebte. Sie sind auch in dem so genannten „Badminton Cabinet“ aus dem frühen 18. Jahrhundert eingearbeitet, das zu den Lieblingsstücken des Fürsten zählt.

Hingerissen wird der Betrachter von den Gemälden sein, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert bemerkenswerte Schwerpunkte zu bieten haben: „Die Steuereintreiber“ von Quentin Massys, 2008 bei Sotheby‘s erworben, haben sich als Original des Motivs herausgestellt, das in vielen Kopien vorhanden ist. Das „Mädchen mit Strohhut“ von Friedrich Amerling wurde für Wien „gerettet“, nachdem es vom Belvedere restituiert wurde und der Fürst es bei einer Auktion ersteigerte. Andere große Namen, die sich neu in der Sammlung befinden, sind der venezianische „Canaletto“ (Antonio Canal) mit Venedig-Motiven, Angelika Kauffmann oder Franz Xaver Winterhalter. Ganz zu schweigen von Rubens, einer Säule der Liechtenstein‘schen Sammlung. Hier erwarb der Fürst die Ölskizze „Modello zu Mars und Rhea Silvia“ – wobei sich das danach entstandene Ölgemälde schon lange im Besitz der Familie befindet.

Ebenso eindrucksvoll präsentiert sich eine großzügige Skulpturensammlung mit Namen wie Mantegna, Giambologna, Algardi oder Giuliani ebenso wie die Österreicher Raphael Donner und Franz Xaver Messerschmidt. Dass die Liechtensteins ebenso gerne Kunstkammerobjekte sammelten wie die Habsburger erweist die Köstlichkeit eines in Augsburg hergestellten „Trinkautomaten“ aus dem frühen 17. Jahrhundert, der eine Jagdszene darstellt – und noch immer funktioniert!

Was, Wann, Wo:

Der Fürst als Sammler.
Neuerwerbungen unter Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein

Bis zum 24. August 2010,
Freitag bis Dienstag 10 bis 17 Uhr

Liechtenstein Museum, Wien

www.liechtensteinmuseum.at

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2010