Albertina: Jakob und Rudolf von Alt

25.03.2010 | Kultur

Im Auftrag des Kaisers

Der spätere Kaiser Ferdinand I. wünschte in einer Welt, die noch keine Fotografie kannte, die Schönheiten seiner Monarchie in Bildern zu betrachten. Er beauftragte damit zwei der begabtesten Künstler seiner Zeit: Vater und Sohn Alt.

Von Renate Wagner

Man nennt sie die „Guckkasten- Bilder“, denn vermutlich waren sie dazu gedacht, in einen damals – im Biedermeier – populären Apparat eingespannt zu werden, wo mittels optischer Linsen und Lichtquellen dann ein lebendiger, dreidimensionaler Eindruck des Gesehenen entstand. So wünschte sich Kaiser Ferdinand I. (er regierte von 1835 bis 1848), Stadtansichten, Landschaften und Szenen aus seiner Monarchie zu betrachten. Glücklicherweise sind nur ganz wenige Werke aus der Serie, die zu diesem Zweck entstanden, einer solchen Behandlung unterzogen worden. Diese Bilder kann man in der Albertina, die selbst 227 der damals entstandenen rund 300 Werke besitzt, bewundern.

Der Kaiser hatte Jakob Alt, Eduard Gurk und Leander Russ beauftragt, und Jakob Alt – der alle Bilder selbst signierte – zog noch seinen später weltberühmt werdenden Sohn Rudolf zu dieser Arbeit heran. Den entscheidenden Beitrag leisteten die beiden Alt, von denen gut 170 der Werke stammen. Jakob Alt, der aus Frankfurt stammte, hatte sich in Wien einen Namen als exzellenter „Veduten“- Maler gemacht, und sein 1812 geborener Sohn Rudolf hat schon mit sieben Jahren in der Werkstatt des Vaters mitgearbeitet. Talent und Stil dieser beiden Künstler waren sich so ähnlich, dass es schwer fallen würde zu entscheiden, wer welches Bild geschaffen hat. Rudolf von Alt hat später in hohem Alter die von seiner Hand stammenden Werke identifiziert. Vater und Sohn schufen die längst legendär gewordenen Wien-Ansichten, waren aber auch viel in den Ländern der Monarchie unterwegs, fingen den Reiz von Städten wie Innsbruck, Linz oder Graz ein, haben ebenso die großartigsten Naturstudien etwa aus den Alpen geliefert. Und stets fügten sie in ihre Ansichten die Menschen ihrer Zeit ein.

Ihre Werke bestechen durch die Genauigkeit der Darstellung, die aber nie steril wirkt, ebenso wenig wie sich innerhalb dieser doch ungewöhnlich großen Zahl von Bildern etwas wie „Routine“ zeigen würde. Alles an diesen Werken wirkt neu, frisch, lebendig, mit raffiniertem Einsatz von Lichtstimmungen und unter immer neuen Perspektiven gestaltet.

Die Albertina vernachlässigt aber auch die beiden anderen Künstler nicht, die durchaus andere Standpunkte einnahmen. So hat Eduard Gurk beispielsweise aktuelle Zeitereignisse dokumentiert, wofür das tragische Hochwasser, das 1830 in Wien gewaltige Verheerungen anrichtete, ein Beispiel ist. Er malte auch die traditionellen Wallfahrten nach Mariazell. Tragischerweise starb er auf einer Orientreise, von der es noch einige Bilder gibt, an Typhus. Leander Russ war jener Künstler aus diesem Kreis, der am engsten der Historienmalerei verpflichtet war. Auch er hat Geschehnisse der damaligen Zeit festgehalten: Die Sonnenfinsternis von 1842 war ein vielfach beschriebenes Ereignis.

Wenn Ferdinand I. in Österreichs Geschichte keinen großen Platz einnehmen mag – den Auftrag für diese Bilder erteilt und Jakob und Rudolf Alt so große Möglichkeiten gegeben zu haben, räumt ihm in der Kunstgeschichte des Landes eine herausragende Stellung ein. 

Was, Wann, Wo:

Jakob und Rudolf von Alt – Im Auftrag des Kaisers
Bis 24. Mai 2010, täglich 10 bis 18 Uhr,
Mittwoch bis 21 Uhr.

Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien
www.albertina.at

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 6 / 25.03.2010