Vor dem Abschluss?: Gehaltsverhandlungen im Burgenland

10.10.2009 | Politik


Vor dem Abschluss?


Wie sieht die Situation in Österreichs Spitälern aus? Dieser Frage geht die neue Serie der ÖÄZ nach, die in Gesprächen mit den Kurienobleuten der Angestellten Ärzte in den einzelnen Bundesländern beleuchtet wird. Den Anfang macht Reinhold Renner, Kurienobmann der Angestellten Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer Burgenland.
Von Kurt Markaritzer

Ein Problem ist im östlichsten Bundesland noch drückender als in allen anderen Bundesländern: die Einkommenssituation der Spitalsärzte. Die Grundgehälter im Burgenland sind mit Abstand die niedrigsten in ganz Österreich, die Spitäler bekommen deswegen kaum noch österreichische Ärzte. Renner: „Wir haben derzeit fast nur die Möglichkeit, Kollegen aus den benachbarten östlichen Ländern aufzunehmen, wo die Einkommen noch schlechter sind als bei uns. Aber auch bei diesen Ärzten merkt man: Wenn sie schon nach Österreich kommen, dann lieber in ein anderes Bundesland, wo sie besser verdienen können.“

Seit zwei Jahren führen Renner & Co intensive Verhandlungen mit der Politik, um eine Steigerung des Grundeinkommens zu erreichen. Das Geld dafür könnte, sagt Renner, zum Teil aus Umschichtungen kommen: „Das Grundgehalt macht derzeit 40 Prozent des Gehaltes aus, 60 Prozent rekrutieren sich aus Nacht- und Wochenenddiensten. Das soll sich nach unseren Vorstellungen ändern. Ansonsten fällt ein Kollege, der aus welchen Gründen immer nicht so viele Dienste machen kann, finanziell ins Bodenlose. Hier soll umgeschichtet werden.“ Zugleich fordern die Spitalsärzte eine Gehaltserhöhung, um zumindest wieder „in das Mittelmaß der österreichischen Ärzte-Einkommen in den Spitälern aufsteigen“ (Renner) zu können.

Die Vertreter der rund 500 Spitalsärzte im Burgenland warnen seit längerem nachdrücklich vor einem drohenden Ärztemangel. Er ist absehbar, weil es derzeit bereits schwierig ist, alle Turnusarztstellen zu besetzen. Die Wartelisten in den Landeskrankenanstalten sind leer, damit fehlt aber über kurz oder lang der ärztliche Nachwuchs an den Krankenanstalten, der dringend gebraucht wird. Schon jetzt sind die Arbeitsbedingungen wegen des niedrigen Personalstandes mehr als problematisch. Die Arbeitsbelastung jedes Einzelnen ist enorm hoch, viele Spitalsärzte leiden an Burn out-Erscheinungen. In nahezu allen Fächern, insbesondere in der Anästhesie und den chirurgischen Fächern, ist die Personaldecke extrem knapp. Wenn ein Arzt einmal in Krankenstand gehen muss, ist es für die entsprechende Abteilung sehr schwierig, diesen Entfall auszugleichen.

Und auch im Normalbetrieb haben die Ärzte alle Hände voll zu tun. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der stationären Aufnahmen und Behandlungen sowie der Ambulanzbehandlungen verdoppelt, die Zahl der Planstellen hat mit dieser Mehrbelastung bei weitem nicht Schritt gehalten. Dort und da wurden einzelne Stellen geschaffen, weil das Arbeitszeitgesetz sonst überhaupt nicht umsetzbar gewesen wäre. Im Verhältnis zum tatsächlichen Bedarf war das aber kaum mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein. Die gesamtwirtschaftliche Situation und die aktuelle Finanzkrise machen die Verhandlungen nicht leichter, denn die Budgetsituation im Burgenland ist angespannt. Trotzdem zeichnet sich Verständnis auf Seiten der zuständigen Stellen des Landes ab. Nachdem die Verhandlungen anfänglich zögerlich geführt wurden – Renner: „Wir hatten eher den Eindruck von Scheinverhandlungen“ –, dürfte das Problembewusstsein nunmehr doch gestiegen sein. Renner: „Wir haben Klartext gesprochen und erklärt, dass jetzt der Punkt erreicht ist, an dem die Spitalsärzte nicht mehr weiter können. Daraufhin haben sich die Spitzen der Landespolitik eingeschaltet und nach meinem Gefühl ist ein Abschluss in Reichweite. Wir hoffen, dass wir bis Jahresende den erhofften Durchbruch erzielen.“

Eigene Psychiatrie

Aufmerksam verfolgen die Spitalsärzte die Entwicklung der Krankenhausszene im östlichen Bundesland, insbesondere den Aufbau der psychiatrischen Abteilung in Eisenstadt. Sie ist notwendig, schließlich mussten Patienten zuvor nach Wien, in die Steiermark oder nach Niederösterreich gehen, weil es im eigenen Land keine stationäre Behandlungseinrichtung gab. Die Vollversorgung mit 60 psychiatrischen und 30 neurologischen Betten wird nach dem Neubau des Krankenhauses in Eisenstadt erreicht werden.

Fünf Krankenanstalten

m Burgenland gibt es fünf Krankenanstalten: Allgemeines öffentliches Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt, Allgemeines öffentliches Krankenhaus Kittsee, Allgemeines öffentliches Krankenhaus Oberpullendorf, Allgemeines öffentliches Krankenhaus Oberwart sowie Allgemeines öffentliches Krankenhaus Güssing. Das kleinste Krankenhaus des Landes ist Kittsee. Es hat mit mehr als 8.000 stationären Aufnahmen pro Jahr eine Auslastung von rund 90 Prozent.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2009